Anreise mit Hindernissen…

Wir sind endlich zurück in Abu Dhabi. Natürlich lief wieder alles ganz anders als geplant. Der Deutschlandaufenthalt dauerte letztendlich drei Wochen länger als angedacht, somit konnten wir die sechswöchige Schlechtwetterphase vollestens mitnehmen. Am Montag starteten wir endlich Richtung Frankfurt, ein letzter Abend mit Freunden in Offenbach, Dienstag früh dann direkt zum Flughafen. Dachten wir uns zumindest so…

Als wir Dienstag morgens das Auto beluden, kam ein freundlicher Herr aus der Nachbarschaft auf uns zu und fragte uns, ob sich denn jemand bei uns gemeldet hätte. Etwas verwirrt fragten wir nach, wer warum das denn hätte tun sollen. Der Herr erzählte uns, er hat beobachtet, wie ein junger Mann unseren Leihwagen gestreift hat. Jetzt fiel uns auch der Schaden an der Fahrerseite hinten links auf. Alles zerkratzt. Ein Anruf bei der Autovermietung ergab, wir müssen natürlich direkt bei der Polizei Anzeige erstatten. Ein Anruf bei der Polizei ergab, sie schicken irgendwann jemanden vorbei, könnte aber dauern, wie lange genau wüssten sie nicht. Wir hatten aber keine Zeit zum Warten, wir wollten schließlich unseren Flug nicht verpassen! Also fuhren wir direkt zum zuständigen Polizeirevier. Unsere Nerven lagen blank. Auf der Polizeiwache hieß es zuerst, eine Unfallaufnahme würde mindestens eine Stunde in Anspruch nehmen, die hatten wir aber nicht mehr. Wir erklärten unsere Situation, zu unserem Glück hatte der freundliche Nachbar sich das Kennzeichen und die Automarke des Täters notiert. Unfall mit Fahrerflucht, das wird wohl richtig Ärger geben. Der für uns zuständige Polizist war zum Glück überaus freundlich. Nachdem klar war, dass es sich bei unserem Fahrzeug um einen Leihwagen handelt und wir das Kennzeichen des Verursachers sowie Namen und Telefonnummer eines Zeugen vorweisen konnten, verkürzte der Polizeibeamte die ganze Prozedur auf knappe 10 Minuten und wünschte uns viel Erfolg beim Auswandern. Glück im Unglück.

Durch diese Verzögerung kamen wir natürlich in den Berufsverkehr. Der Umstand, dass wir auf dem letzten Stück Autobahn wegen Überfüllung nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren konnten, war nicht gerade zuträglich für unsere ohnehin schon überstrapazierten Nerven. Wir kamen trotzdem noch rechtzeitig an. Zum Glück reichte es der Leihwagenfirma, lediglich die ausgefüllte Unfallmeldung entgegen zu nehmen, alles andere klären sie dann wohl selber mit der Polizei.

Das Einchecken ging unerwartet schnell. die Anzahl der Passagiere hielt sich soweit in Grenzen, dass wir die verlorene Zeit fast wieder rausholen konnten, da es keine riesige Schlange am Schalter gab. Danach erstmal entspannen. Wir haben es pünktlich ans Gate geschafft, der Flug ging ebenfalls pünktlich. Sechseinhalb Stunden später landeten wir in unserer neuen Wahlheimat.

Während unserer sechswöchigen Abwesenheit wurde am Flughafen eine extra Flughafen-Taxiflotte eingeführt. Im Gegensatz zu den normalen Taxen zwar teurer, dafür aber richtig große Vans, in denen man auch ordentlich viel Gepäck auf einmal unterbringen kann. Ab zum Hotel. Diesmal hat die Firma wieder ein anderes und viel billigeres Hotel gebucht, unsere Erwartungen waren dementsprechend bereits eher niedrig angesetzt. Allerdings hätten wir nicht erwartet, wie schlimm es wirklich war…

Wir waren in Gedanken bereits schon hübsch geduscht auf dem Weg ins Pub, als wir an der Hotellobby standen, daher nahmen wir nur am Rande wahr, wie erstaunt die Rezeptionisten auf unsere deutschen Pässe reagierten. Die Augen wurden riesig, dann strahlten sie uns an, als wären wir ein Wunder. Ab in den Fahrstuhl und in die richtige Etage. Als sich der Fahrstuhl wieder öffnete, schlug uns bereits ein fürchterlicher Gestank entgegen. Der Flurteppich war so stark verschmutzt, dass bei jeden Schritt Staubwölkchen aufstoben. Ich hatte das Gefühl, über einen lebenden Organismus zu trampeln. Schimmelflecken überall. Das Zimmer war nicht besser. Bereits beim Betreten des Zimmers setzte bei mir der Reizhusten ein, keine zehn Minuten später hing ich am gekippten Fenster und habe einen allergischen Asthmaanfall inclusive Brechreiz erlitten. Mein Mann schaffte es noch noch, mir ein Antiallergikum zu verabreichen, danach brachte er mich fluchtartig wieder aus dem Gebäude. So fluchtartig, dass alles Gepäck im Zimmer blieb, lediglich seinen Reisepass hatte er sich noch schnell geschnappt.

Es ist schon ironisch, wenn man an einer zu dieser Zeit überfüllten dreispurigen Hauptstraße den Reizhusten Stück für Stück wieder in den Griff bekommt. Selbst meinem Mann, den sonst nichts so leicht umhauen kann, haben die Augen extrem gebrannt nach den gerade mal zehn Minuten in dem Hotelzimmer, so stark war die Schimmelbelastung in der Luft. Und im Gegensatz zu mir ist er kein Allergiker. In dieses Gebäude konnten wir um nichts in der Welt zurück. Ich wäre vermutlich trotz Medikamente noch in der ersten Nacht erstickt.

Als ich endlich wieder etwas besser Luft bekommen konnte, schnappten wir uns das nächste Taxi und fuhren direkt zu dem Hotel, indem wir nahezu das letzte halbe Jahr verbracht haben. Dort war auch gottseidank ein Zimmer mit Küche für uns frei. Mein Reizhusten war noch so stark und mein Gesicht trotz Antiallergikum so verschwollen, dass mir die Rezeptionistin erst einmal besorgt warmes Wasser verabreichte und fragte, ob sie einen Arzt rufen solle. Sobald wir unsere Zimmerschlüsselkarten hatten, nahmen wir ein Taxi zurück zu dem anderen Hotel, indem ja noch all unsere Sachen auf dem Zimmer waren, inclusive meines Reisepasses. Ich blieb im Taxi sitzen, während mein Mann das Gepäck holte und die Reservierung stornierte. Das ging alles völlig problemlos, die Leute dort waren nicht mal verwundert darüber, wie fluchtartig mein Mann mich kurz zuvor aus dem Haus gebracht hat. Ein Angestellter brachte die schweren Reisetaschen zum Taxi, zeigte mir beide Daumen nach oben und beglückwünschte mich. Ich war noch zu sehr mit den Auswirkungen der Schimmel- und Pestizidattacke beschäftigt, um seine Reaktion richtig einordnen zu können. Erst später wurde mir klar, warum er mir zur Flucht aus dem Hotel gratuliert hatte. Diese armen Angestellten können sich der Belastung dort gar nicht entziehen. Vielleicht haben sie die müde Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Management etwas mehr in Sauberkeit und Wartung investiert, wenn die Leute sofort wieder gehen und eine Reservierung stornieren, die sonst einen ganzen Monat beinhaltet hätte. Diese Angestellten haben mein vollstes Mitgefühl.

Als wir mit dem Taxi wieder an unserem neuen bzw. vorherigen Hotel ankamen, war es dann schließendlich wirklich wie nach Hause kommen. Die einzigen Unterschiede sind, dass sich unser Studioapartment zwei Stockwerke höher befindet und exakt spiegelverkehrt zu dem letzten ist. Endlich große Erleichterung. Wir haben es geschafft, sind wieder zu Hause. Wie es aussieht, müssen wir jetzt einen Teil der Hotelkosten selber tragen, weil die Firma auf einmal entschieden hat, dieses spezielle Hotel sei dann doch zu teuer, um noch einen weiteren Monat dort zu bezahlen, aber unser beider Gesundheit ist es uns in jedem Falle wert.

Heute ist Donnerstag, die nächsten drei Tage sind frei. Wochenende mit einem Feiertag. Die Wärme zeigt bereits ihre positiven Auswirkungen, wir sind entspannter. Die Uhren (soweit vorhanden) ticken wieder langsamer, die Haut wird bereits leicht dunkler, die erste Blase unter meinem Fuß habe ich mir auch schon durch die Stadt spaziert, gestern waren wir schon auf einer kleinen Party eingeladen – wir sind endlich wieder zu Hause!

Kleiner Spaß am Rande: All unsere Sommerklamotten und unsere Küchenausstattung sind bei dem Chef meines Mannes hier eingelagert, der ausgerechnet jetzt kurzfristig eine Woche auf Dienstreise ist. Der Kollege, bei dem meine Leinwände unterstehen, ist ironischerweise im Lande und nicht wie gedacht im Auslandseinsatz. Zum Glück haben wir unsere Badesachen im Reisegepäck dabei, alles andere findet sich schon… 😉

avatarK

This entry was posted in Leben. Bookmark the permalink.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *