Zu Hause!

Vor vier Wochen ging es um die Wurst. Unser Geldtransfer für die Jahresmiete dauerte ein paar Tage, sodass uns die nächste Villa durch die Lappen ging. Unser Vermittler hat sich mächtig ins Zeug gelegt für uns, um schnellen Ersatz zu finden. Kurz bevor das Geld endlich ankam, bekamen wir die gute Nachricht, es sei wieder ein günstiges Objekt für uns zu haben. Diesmal in dem von uns ohnehin bevorzugten Arabian Village. Das bekamen wir dann auch.

Geld- und Schlüsselübergabe fanden exakt vor vier Wochen statt. Wir hatten das Glück, den Eigentümer kennen zu lernen. Ein sehr netter indischer Familienvater, dessen Arbeit ihn mit seiner Familie erst kürzlich nach Dubai verschlagen hat. Anfänglich wirkte er etwas unsicher uns gegenüber, entschuldigte sich mehrfach dafür, dass das Haus nicht “Upper Class” sondern “nur Middle Class” sei. Mittelklasse bedeutet hier genau das gleiche wie in Deutschland. Nur so zum Vergleich. Für uns war es sofort großartig. Das zurückhaltende Verhalten unseres Eigentümers uns gegenüber ließ schnell den Schluß zu, dass er als Inder mit Leuten aus der westlichen Welt Erfahrung gemacht zu haben schien, die gewisse Komplexe auslösen. Das ist hier nichts neues, Vorurteile gibt es zu Hauf. Während wir zusammen saßen und die Feinheiten besprachen, fragte er mich, was ich denn so arbeite. Ich sagte ihm, ich würde malen. Versuchen, mir hier als Künstler etwas aufzubauen. Interessanter Weise brach das sofort das interkulturelle Eis. Er erzählte uns von seiner Frau und Tochter, die beide an Kunstworkshops teinehmen und dass seine Tochter Künstler vergöttere. Wir haben uns noch eine ganze Weile über alles mögliche unterhalten, insgesamt einen guten Draht zueinander entwickelt. Es ist verflucht viel wert hier, wenn man sich gut mit dem Wohnungseigentümer versteht. Wenn alles soweit fertig ist im Haus und unsere Umzugslieferung da ist, dann laden wir die Familie mal zum Grillen ein. Gemeinsames Grillen ist hier überall eine Institution.

Wir hatten es also geschafft, innerhalb eines Monats alles zu klären. Pünktlich nach 30 Tagen Hotel zogen wir in unser neues zu Hause. Der Eigentümer hat die Gartenmöbel hier gelassen, daher  hatten wir einen Tisch, vier Stühle und eine Hollywoodschaukel. Das nahm uns das erste Problem ab. Die Lieferzeiten für Möbel. Unsere neue Esstischgarnitur sollte erst eine Woche später kommen. Als Bett wollten wir zur Überbrückung eine Luftmatratze nehmen, fanden dann aber ein Luftsofa, dass sich als riesiges Doppelbett ausklappen ließ. Auf dem schliefen wir dann auch über zwei Wochen, bis unser Schlafzimmer geliefert wurde. Die Küche war bereits möbliert, lediglich die Großgeräte fehlten. Bei denen war die Lieferzeit sehr kurz, daher hatten wir Kühlschrank und Waschmaschine von Beginn an, der Geschirrspüler kam ebenfalls recht schnell. Dem Geschirrspüler habe ich nur so schnell zugestimmt, weil unsere Spüle keinen Stöpsel hat und wir bis jetzt auch noch keinen passenden gefunden haben…

Hier Möbel aussuchen ist schon etwas ganz besonderes. In den arabischen Möbelhäusern gibt es wunderbare Möbelstücke zu sehr günstigen Preisen, solange man den Platz dafür hat und etwas nicht ganz so Pompöses finden kann. Ikea ist preislich hier nicht anders als in Deutschland, also hat man für höhere Preise schlechtere Qualität. Wenn man aber Lampen haben möchte, die keine Kronleuchter oder bunte Stimmungslaternen sind, oder aber auch nur funktionelle Sachen wie Regale, dann kommt man um Ikea nicht herum. Oder aber einen Herd mit Induktionskochfeld, der nicht Übergröße hat, sondern den normalen Einzelgeräten entspricht. Der Herd kommt in zwei Wochen im Standard 60x60cm Einbauschrank. Bis dahin kochen wir auf einem separaten Zweier-Induktionsfeld. Außer dem Herd erwarte ich jetzt noch meine heiß ersehnte Arbeitszimmereinrichtung. Die kommt im Laufe der Woche Stück für Stück ins Haus. Die ersten Bilder sind auch schon an den Wänden. So langsam wird es!

Was bis jetzt noch nicht geklappt hat, ist das Internet. Vor fast vier Wochen beantragt wurde uns gesagt, es dauere ca. 3 bis 5 Tage, bis ein Techniker anruft und vorbei kommt. Wohl eher Wochen. Was uns keiner sagte, der lokale Anbieter hat vor kurzem alle seine Techniker entlassen und diesen Bereich einer anderen Firma übertragen. Seitdem läuft nichts mehr. Nachdem wir das jetzt nach unzähligen Beschwerdeanrufen herausgefunden hatten, haben wir uns dann doch entschieden, mein Handy mit einem entsprechenden Datenpacket auszustatten, dass wir es vorerst als Modem benutzen können. Immerhin sind wir schon in der zweiten Hälfte vom Ramadan, dem islamischen heiligen Fastenmonat, da passiert ohnehin nicht mehr viel. Uns so können wir wenigstens wieder mit der Welt kommunizieren.

Die internetlose Zeit haben wir auf jeden Fall gut genutzt. Es sieht schon sehr wohnlich aus hier, auch wenn uns noch jede Menge leere und halbleere Regale/Schrankteile angähnen, die auf unsere Umzugslieferung warten. Wann die bei uns eintrifft, erfahren wir irgendwann in der nächsten Zeit. Abgeholt in Deutschland werden unsere Sachen diese Woche, wurde uns versichert. Wir sind gespannt.

Wir hatten innerhalb der letzten drei Wochen gut Zeit, uns hier einzuleben. In unserer Reihenhaussiedlung gibt es einen Minisupermarkt und ein sogenanntes Clubareal, was einen Tennisplatz, ein Fitness-Studio und ein Swimmingpoolareal umfasst. Die Nutzung ist quasi in der Miete mit enthalten. Wie scheinbar auch die Tageszeitung, die jeden Morgen vor der Türe liegt. Das komplette Gulf News Packet. Da das Leitungswasser wie fast überall auf der Welt kein Trinkwasser ist, funktioniert die Hauptversorgung mit Trinkwasser hier etwas anders, wenn man es bestellt. Der für uns zuständige Trinkwasserlieferant hat uns einen Wasserspender, zwei dafür vorgesehe 5 Galonen Wasserbottiche (ca. 19 Liter) und ein Gutscheinheft verkauft. Wenn die Wasserbehälter alle sind, stellt man sie früh am morgen einfach direkt vor die Tür und klemmt die Anzahl Gutscheine hinein, für die man Nachschub haben möchte. Kurz darauf kommt jemand vorbei und tauscht aus. Sind die Gutscheine alle, legt man das Geld für ein neues Heftchen mit dazu. In Deutschland undenkbar, hier enorm praktisch. Und kein Wasserflaschenschleppen mehr, auch viel weniger Müll.

Wenn man hier hinter dem Haus im Garten sitzt oder durch die Siedlung spaziert, könnte man glatt vergessen, dass man sich mitten in der Wüste befindet. Alles ist begrünt, viele Bäume und bunt blühende Pflanzen überall. Die Außenanlagen sind top gepflegt. Eine Menge Singvögel und Sittiche spektakeln herum, von dem Flughafen genau nebenan bekommt man aufgrund des physikalischen Verhaltens von Schallwellen in Zusammenhang mit Flugzeughöhe/-richtung kaum etwas mit. Die Moschee in der Nähe gibt durch die Gebetsrufe angenehme Hintergrundstimmung und eine gute Tagesstrukturierung vor. Gerade im Moment während des Ramadan ist es gut, wenn man abends den Muezzin rufen hört, damit man genau weiß, wann Sonnenuntergang ist und Trinken, Essen und Rauchen in der Öffentlichkeit wieder gestattet sind. Es ist eine friedliche Gegend. Ein angenehmes Wohnklima. Unsere Spanische Nachbarfamilie haben wir auch schon kennen gelernt, sehr nette und hilfsbereite Menschen. Wir fühlen uns wohl hier. Endlich wieder ein schönes zu Hause zu haben, ist etwas wundervolles. Und dass es schön ist, dafür haben wir gesorgt!

In diesem Sinne noch einen schönen Tag!

avatarK

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