Derzeit arbeite ich an einer umfangreichen Idee auf großer Leinwand. Die Idee ist eine Person nur aus Ornamenten, die einen Mosaikstein in eine Person aus Mosaik setzt, die wiederum an der Person aus Ornamenten malt. Arbeitstitel lautet “Inspire each other” (heißt soviel wie gegenseitige Inspiration). So weit sogut.
Erst hatte ich vor, die Mosaikperson ebenfalls einfach nur malerisch zu gestalten. Da ich Acryl benutze, was sich hervorragend als Meduim für Collagen eignet, kam mir ziemlich schnell in den Sinn, das Mosaik tatsächlich als solches aufzubringen. Wie es eben so ist, verrückte Ideen entwickeln sich und dann wird man sie nicht mehr los, muss sie einfach irgendwie umsetzen. Die Große Frage war nun, woraus die Mosaik”steine” machen? Dünnes Holz ist zwar leicht genug, um es auf die Leinwand zu bringen, man bräuchte aber eine Laubsäge zum Teile zurecht sägen. Schlechte Idee in einem Hotelzimmer mit Teppichboden. Glas, Spiegel etc. wäre für eine Leinwand zu schwer und woher den Glasschneider auf die schnelle bekommen? Schließlich fixierte sich mein Vorhaben auf irgendetwas in Richtung Finnpappe. Das ist sowas wie die Papprückseite von Zeichen- und Schreibblöcken, nur etwas dicker. Kann man hervorragend mit dem Teppichmesser schneiden, es ist leicht und massiv im inneren, nicht wie standard Karton. Ein bischen Pappe besorgen sollte ja nicht das Problem sein – dachte ich mir…
…War es scheinbar aber. Die Pappen im Künstlerbedarf waren entweder zu dünn oder zu dick, keine Zwischengrößen vorhanden. Also durchsuchte ich unzählige Kramläden nach deren Bastelabteilungen. Nur dumm, dass kreatives Basteln hier nicht verbreitet ist, ich habe nicht mal dickes Buntpapier gefunden. Nach zwei langen Ausflügen gestern waren meine Füße sauer auf mich und ich war noch keinen Schritt weiter. Diese verrückte Idee ließ mich aber eingfach nicht los. Ich hatte mich regelrecht darin verbissen, massive Pappe zu finden, die sich für mein Vorhaben eignet. Das Mosaik selbst nahm in meinem Kopf schon immer detailliertere Züge an. Abends nochmals losziehen, kam aber nicht in Frage, mein Mann wollte mit mir ausgehen. Also kehrten wir in einen der schönen Biergärten Abu Dhabis im Irish Pub ein. Und da lagen dicke Bierdeckel auf dem Tisch.
Ich begann, mit den Bierdeckeln zu spielen. Zuerst aus nervöser Langeweile (wir hatten Gesellschaft von Arbeitskollegen meines Mannes), dann sah ich mir die Dinger genauer an. Massive Pappe. Glatte Oberfläche. Einfach zu schneiden mit dem Teppichmesser. Das wäre es! Verstohlen ließ ich die fünf Bierdeckel vom Tisch in meine Tasche wandern. Doch wo bekomme ich die Dinger in größerer Menge her? Kaufen kann man die hier nirgends, die Kneipen bekommen sie von ihren Lieferanten. Ich erspähte einen Kellner, den wir schon seit längerem kennen und der gerne mal mit uns ein Pläuschchen hielt in der Vergangenheit. Einen Bierdeckel holte ich wieder aus meiner Tasche, zeigte Ihm das Ding und fragte, ob sie sowas auf Lager haben und sie mir nicht so einen Vorratspack verkaufen könnten. Der Kellner guckte etwas irritiert und sah mich fragend an. Ich erklärte ihm, es sei perfektes Material für ein Kunstprojekt, an dem ich gerade arbeite. Er grinste und verschwand. Kurze Zeit später kam er mit einem großen Vorratspack Bierdeckel wieder. Ich war glücklich, strahlte ihn an. Dann gab ich ihm eine meiner Visitenkarten, damit er später mal auf meinen Seiten nachschauen könne, wofür die verrückte Deutsche denn die Bierdeckel verwendet. Die Visitenkarte…
Der Rat von meinen Lieblingsfreund Martin “Buhan” Schmidt auf eine der Seiten ein Bild von mir drucken zu lassen, war großartig, wie sich heraus gestellt hat. Aus unerfindlichen Gründen haben die meisten hier sowas scheinbar noch nicht gesehen. Ich glaube nicht, dass es an dem Bild selber liegt, es ist immerhin nur eine Zeichnung. Allerdings hat sie mittlerweile einen gewissen Wiedererkennungswert, seit sie in das Video für den 42nd National Day mit eingebunden wurde und auch auf meiner Webseite im Header fest verankert ist…
Ich gab also dem Kellner mein Kärtchen. Er sah zuerst die Seite mit dem Bild und war völlig von den Socken, schaute es sich ne Weile an. Dann drehte er die Karte um, um überrascht festzustellen, das es sich tatsächlich um eine Visitenkarte handelt. Ihn mit seiner Mimik und Gestig dabei zu beobachten, war köstlich! Er laß also die Rückseite, schaute mich an wie Glühbirne überm Kopf und verschand ganz schnell wieder. Kurz darauf kam er mit einem weiterem Großpacken Bierdeckel wieder an. Damit ich auch ja genug habe zum experimentieren. Und er sei neugierig!
Er rettete eindeutig nicht nur meinen Tag, sondern auch mein Vorhaben. Ich bin jetzt mit einer riesigen Menge massiver Pappdeckel gesegnet, die nur darauf warten, in Mosaiksteine zerschnitten und bemalt zu werden. Das Bindex Acryl steht auch schon bereit, um die “Steinchen” dann auf die Leinwand zu bringen. Wenn das Bild irgendwann fertig wird, bekommt mein kellnernder Retter auf jeden Fall einen kleinen Farbabzug davon als Dankeschön. Ich liebe Abu Dhabi und seine Bewohner!
Jetzt bewaffne ich mich mit einem Teppichmesser und lege los! …Also erst schneiden, dann legen, später kleben 😉
😀 … ja – so ähnlich haben schon einige der Leute reagiert, denen ich MEINE Visitenkarte gegeben habe. Erst denken die, man spinnt. Aber wenn die Karte dann eine leise, aber deutliche Sprache spricht, scheint das doch seine Wirkung nicht zu verfehlen. Ich bin gespannt, wie dein Projekt weiter geht !
Genau, ist wirklich ne feine Sache. Wie sieht denn Deine aus? Ist sie aus verziertem Leder? *g*
Huja… Dieses spezielle Projekt entwickelt sich irgendwie zu ner ganz schön aufwändigen Sache. Bin selbst gespannt, was draus wird *g* Auf jeden Fall landet es hier in der Galerie und auf Facebook, wenn es fertig ist 😉
k.