Zu Hause!

Vor vier Wochen ging es um die Wurst. Unser Geldtransfer für die Jahresmiete dauerte ein paar Tage, sodass uns die nächste Villa durch die Lappen ging. Unser Vermittler hat sich mächtig ins Zeug gelegt für uns, um schnellen Ersatz zu finden. Kurz bevor das Geld endlich ankam, bekamen wir die gute Nachricht, es sei wieder ein günstiges Objekt für uns zu haben. Diesmal in dem von uns ohnehin bevorzugten Arabian Village. Das bekamen wir dann auch.

Geld- und Schlüsselübergabe fanden exakt vor vier Wochen statt. Wir hatten das Glück, den Eigentümer kennen zu lernen. Ein sehr netter indischer Familienvater, dessen Arbeit ihn mit seiner Familie erst kürzlich nach Dubai verschlagen hat. Anfänglich wirkte er etwas unsicher uns gegenüber, entschuldigte sich mehrfach dafür, dass das Haus nicht “Upper Class” sondern “nur Middle Class” sei. Mittelklasse bedeutet hier genau das gleiche wie in Deutschland. Nur so zum Vergleich. Für uns war es sofort großartig. Das zurückhaltende Verhalten unseres Eigentümers uns gegenüber ließ schnell den Schluß zu, dass er als Inder mit Leuten aus der westlichen Welt Erfahrung gemacht zu haben schien, die gewisse Komplexe auslösen. Das ist hier nichts neues, Vorurteile gibt es zu Hauf. Während wir zusammen saßen und die Feinheiten besprachen, fragte er mich, was ich denn so arbeite. Ich sagte ihm, ich würde malen. Versuchen, mir hier als Künstler etwas aufzubauen. Interessanter Weise brach das sofort das interkulturelle Eis. Er erzählte uns von seiner Frau und Tochter, die beide an Kunstworkshops teinehmen und dass seine Tochter Künstler vergöttere. Wir haben uns noch eine ganze Weile über alles mögliche unterhalten, insgesamt einen guten Draht zueinander entwickelt. Es ist verflucht viel wert hier, wenn man sich gut mit dem Wohnungseigentümer versteht. Wenn alles soweit fertig ist im Haus und unsere Umzugslieferung da ist, dann laden wir die Familie mal zum Grillen ein. Gemeinsames Grillen ist hier überall eine Institution.

Wir hatten es also geschafft, innerhalb eines Monats alles zu klären. Pünktlich nach 30 Tagen Hotel zogen wir in unser neues zu Hause. Der Eigentümer hat die Gartenmöbel hier gelassen, daher  hatten wir einen Tisch, vier Stühle und eine Hollywoodschaukel. Das nahm uns das erste Problem ab. Die Lieferzeiten für Möbel. Unsere neue Esstischgarnitur sollte erst eine Woche später kommen. Als Bett wollten wir zur Überbrückung eine Luftmatratze nehmen, fanden dann aber ein Luftsofa, dass sich als riesiges Doppelbett ausklappen ließ. Auf dem schliefen wir dann auch über zwei Wochen, bis unser Schlafzimmer geliefert wurde. Die Küche war bereits möbliert, lediglich die Großgeräte fehlten. Bei denen war die Lieferzeit sehr kurz, daher hatten wir Kühlschrank und Waschmaschine von Beginn an, der Geschirrspüler kam ebenfalls recht schnell. Dem Geschirrspüler habe ich nur so schnell zugestimmt, weil unsere Spüle keinen Stöpsel hat und wir bis jetzt auch noch keinen passenden gefunden haben…

Hier Möbel aussuchen ist schon etwas ganz besonderes. In den arabischen Möbelhäusern gibt es wunderbare Möbelstücke zu sehr günstigen Preisen, solange man den Platz dafür hat und etwas nicht ganz so Pompöses finden kann. Ikea ist preislich hier nicht anders als in Deutschland, also hat man für höhere Preise schlechtere Qualität. Wenn man aber Lampen haben möchte, die keine Kronleuchter oder bunte Stimmungslaternen sind, oder aber auch nur funktionelle Sachen wie Regale, dann kommt man um Ikea nicht herum. Oder aber einen Herd mit Induktionskochfeld, der nicht Übergröße hat, sondern den normalen Einzelgeräten entspricht. Der Herd kommt in zwei Wochen im Standard 60x60cm Einbauschrank. Bis dahin kochen wir auf einem separaten Zweier-Induktionsfeld. Außer dem Herd erwarte ich jetzt noch meine heiß ersehnte Arbeitszimmereinrichtung. Die kommt im Laufe der Woche Stück für Stück ins Haus. Die ersten Bilder sind auch schon an den Wänden. So langsam wird es!

Was bis jetzt noch nicht geklappt hat, ist das Internet. Vor fast vier Wochen beantragt wurde uns gesagt, es dauere ca. 3 bis 5 Tage, bis ein Techniker anruft und vorbei kommt. Wohl eher Wochen. Was uns keiner sagte, der lokale Anbieter hat vor kurzem alle seine Techniker entlassen und diesen Bereich einer anderen Firma übertragen. Seitdem läuft nichts mehr. Nachdem wir das jetzt nach unzähligen Beschwerdeanrufen herausgefunden hatten, haben wir uns dann doch entschieden, mein Handy mit einem entsprechenden Datenpacket auszustatten, dass wir es vorerst als Modem benutzen können. Immerhin sind wir schon in der zweiten Hälfte vom Ramadan, dem islamischen heiligen Fastenmonat, da passiert ohnehin nicht mehr viel. Uns so können wir wenigstens wieder mit der Welt kommunizieren.

Die internetlose Zeit haben wir auf jeden Fall gut genutzt. Es sieht schon sehr wohnlich aus hier, auch wenn uns noch jede Menge leere und halbleere Regale/Schrankteile angähnen, die auf unsere Umzugslieferung warten. Wann die bei uns eintrifft, erfahren wir irgendwann in der nächsten Zeit. Abgeholt in Deutschland werden unsere Sachen diese Woche, wurde uns versichert. Wir sind gespannt.

Wir hatten innerhalb der letzten drei Wochen gut Zeit, uns hier einzuleben. In unserer Reihenhaussiedlung gibt es einen Minisupermarkt und ein sogenanntes Clubareal, was einen Tennisplatz, ein Fitness-Studio und ein Swimmingpoolareal umfasst. Die Nutzung ist quasi in der Miete mit enthalten. Wie scheinbar auch die Tageszeitung, die jeden Morgen vor der Türe liegt. Das komplette Gulf News Packet. Da das Leitungswasser wie fast überall auf der Welt kein Trinkwasser ist, funktioniert die Hauptversorgung mit Trinkwasser hier etwas anders, wenn man es bestellt. Der für uns zuständige Trinkwasserlieferant hat uns einen Wasserspender, zwei dafür vorgesehe 5 Galonen Wasserbottiche (ca. 19 Liter) und ein Gutscheinheft verkauft. Wenn die Wasserbehälter alle sind, stellt man sie früh am morgen einfach direkt vor die Tür und klemmt die Anzahl Gutscheine hinein, für die man Nachschub haben möchte. Kurz darauf kommt jemand vorbei und tauscht aus. Sind die Gutscheine alle, legt man das Geld für ein neues Heftchen mit dazu. In Deutschland undenkbar, hier enorm praktisch. Und kein Wasserflaschenschleppen mehr, auch viel weniger Müll.

Wenn man hier hinter dem Haus im Garten sitzt oder durch die Siedlung spaziert, könnte man glatt vergessen, dass man sich mitten in der Wüste befindet. Alles ist begrünt, viele Bäume und bunt blühende Pflanzen überall. Die Außenanlagen sind top gepflegt. Eine Menge Singvögel und Sittiche spektakeln herum, von dem Flughafen genau nebenan bekommt man aufgrund des physikalischen Verhaltens von Schallwellen in Zusammenhang mit Flugzeughöhe/-richtung kaum etwas mit. Die Moschee in der Nähe gibt durch die Gebetsrufe angenehme Hintergrundstimmung und eine gute Tagesstrukturierung vor. Gerade im Moment während des Ramadan ist es gut, wenn man abends den Muezzin rufen hört, damit man genau weiß, wann Sonnenuntergang ist und Trinken, Essen und Rauchen in der Öffentlichkeit wieder gestattet sind. Es ist eine friedliche Gegend. Ein angenehmes Wohnklima. Unsere Spanische Nachbarfamilie haben wir auch schon kennen gelernt, sehr nette und hilfsbereite Menschen. Wir fühlen uns wohl hier. Endlich wieder ein schönes zu Hause zu haben, ist etwas wundervolles. Und dass es schön ist, dafür haben wir gesorgt!

In diesem Sinne noch einen schönen Tag!

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Nicht untätig geblieben – neues von der Kunstfront

Knapp drei Wochen sind wir jetzt wieder in Abu Dhabi, und trotz dass wir noch im Hotel aus dem Koffer leben, bin ich nicht gänzlich untätig geblieben. Neben all der Wohnungssuche und Organisiererei habe ich nicht nur wieder gezeichnet, sondern auch einige Erfolge in den sozialen Netzwerken zu verbuchen. Langsam ebnet sich mir der Weg Stück für Stück, den einen oder anderen Erfolg mit meiner künstlerischen Arbeit erzielen zu können.

Neu bei DeviantArt

Es gibt direkt Künstlerportale im Netz, bei denen sich Künstler aller Art nicht nur ein Profil zum Zeigen ihrer Arbeiten anlegen können. Diese Portale bieten auch an, dass Kunstbegeisterte die Bilder ihrer Wahl dort als Druck bestellen können. So auch DeviantArt, eines der weltweit größten Künstlerportale dieser Art. Für uns Kunstschaffende ist das natürlich eine sehr gute Sache. Wir müssen lediglich unsere Werke in guter Druckqualität dort unterbringen, das Portal übernimmt dann den Rest von der Bestellung über den Druck bis zum Versand. Da ich auch vorhabe, demnächst (so ab Ende Juli diesen Jahres) einen Teil meiner Bilder als Drucke zugänglich zu machen, habe ich mich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, mir ebenfalls ein Profil auf DeviantArt anzulegen. Es dauerte keine Woche, und ein renomierter Künstler aus den USA, Preston van Boyd, der bereits durch Facebook auf mich aufmerksam geworden ist, teilte meine besten Stücke in Gruppen, in denen hochtalentierte neue Künstler eingeführt bzw. “entdeckt” werden. Ein anderer Kunstliebhaber, Liepo Seis, hat es sich auf DeviantArt zum Auftrag gemacht, ebenfalls neue Talente zu suchen und zu fördern, indem er sie publik macht. Auch er ist gleich zu Beginn auf mich aufmerksam geworden und unterstützt mich sehr durch Bekanntmachen meiner Bilder. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, wie irre ich das finde! Wenn ich von anderen Künstern sehr positive Rückmeldungen bekomme, deren eigene Werke mich schier staunen lassen, dann weiß ich irgendwie, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Auf jeden Fall wird es bald die Möglichkeit geben, meine Bilder für das eigene zu Hause bestellen zu können 🙂

Arts, Artists, Artwork – ein zweites Mal durchs Netz gestreut

Social Networks

Social Networks

Ein weiterer Erfolg der letzten Woche war, dass Arts, Artists, Artwork (eine riesengroße Kunstgruppe auf Facebook, die sehr selektiv aussucht, was sie teilt) bereits zum zweiten Mal eines meiner Bilder veröffentlich hat. Passender Weise das “Social Networks” Bild. Die Rückmeldungen waren unglaublich! Auch wenn die sozialen Netzwerke manches mal eher Fluch als Segen sind, für mich als Künstler sind sie eine wunderbare Möglichkeit, meine Arbeiten einer großen Anzahl an Leuten vorzustellen und wichtige Kontakte zu knüpfen. An dieser Stelle nocheinmal ein herzliches Danke an die Betreiber von Arts, Artists, Artwork, die sich täglich durch eine Unmenge an Zusendungen kämpfen und entscheiden, was sie davon mit einer bis zu 946.000 Leute umfassenden Gemeinschaft teilen. Dass ich im Laufe des letzten halben Jahres bereits zweimal das Glück hatte, zu den Erlesenen zu gehören, obwohl ich nicht zu den regulären Geldspendern gehöre, hat mich in meinem Schaffen bestärkt.

Neue Zeichnung auf Wunsch – ein Original bald auch in Argentinien

Thursday Night Fever

Thursday Night Fever

Jeden Donnerstag Abend feiern wir den Start in das arabische Wochenende in unserem Lieblingspub, der Tavern. Im Laufe der letzten anderthalb Jahre erfreuen wir uns jetzt bereits an der dritten Zweimannband, dem Chavela Duo aus Argentinien. Vertraglich geregelt sind immer bekannte Rock und Pop Songs. Das Chavela Duo wurde uns bereits von der vorherigen Band (Rain Duo) ans Herz gelegt, und die beiden hatten mehr als recht. Chavela Duo spielen nicht einfach die Songs nach, sie interpretieren sie alle auf ihre eigene Art, und es handelt sich dabei eindeutig um Rockmusik. Sie schaffen es sogar, nervige Pophits richtig klasse klingen zu lassen. Auch spielen sie die beste Version von Eurythmics “Sweet dreams”, die wir je gehört haben. Der Gitarrist ist ein wahrer Meister, die Soli in den Liedern wandelt er jedesmal ab und improvisiert genial. Ihr könnt Euch vorstellen, dass die beiden in uns regelrechte Fans gefunden haben. Das Highlight des Abends ist meistens, dass sie für uns unseren Hochzeitssong “Highway to Hell” von AC/DC spielen, weil sie undbedingt sehen wollen, wie beim Headbanging meine langen Haare fliegen. Ich muss wohl nicht extra darauf hinweisen, dass wir uns auch sofort gut verstanden haben. Irgendwann kamen dann auch mal die typischen Fragen, was wir denn so tun. Ich antwortete, ich male. Die Sängerin wünschte sich ein Bild von mir als Erinnerung an die verrückten Donnerstage. Und das bekam sie auch. Genau das – Erinnerung an unsere Donnerstag Nächte. Aufgrund unserer Hotelwohnsituation habe ich mich der Einfachheit halber wieder für eine Ballpen Zeichnung entschieden. Einfach ist gut, es dauerte fast zwei Wochen mit dem feinen Stift die 30 Quadratzentimeter entsprechend herzurichten. Es hat sich aber gelohnt. Beide waren total aus dem Häuschen. Sie hatten teilweise gar nicht damit gerechnet, dass ich das Versprechen wahr mache, und wenn doch, dann mit so einem typischen Pferd/Falke/Blume Dekobildchen. Nicht mit mir. Die beiden haben das Bild den ganzen Abend immer wieder auf der Bühne rumgezeigt und sich bedankt. Jetzt weiß auch der letzte Stammkunde unseres Lieblingspubs, was ich so tue. Die Reaktionen waren der Hammer für mich!

Bald wieder Leinwände und Farbe/Sand/Collagen!

Im letzten Blogeintrag habe ich von unserem Abenteuer Villensuche mit zwei Jordanischen Vermittlern berichtet. Und dass wir die Jungs sehr sympathisch fanden, was scheinbar auf Gegenseitigkeit beruhte. Im Laufe der Unterhaltungen bekamen die beiden auch mit, wie wir beim Anschauen der Häuschen über ein Atelier gesprochen haben, da haben sie mal genauer nachgefragt, was ich denn dann so machen werde. Ich sagte ihnen, ich sei Künstler und male Bilder, gab ihnen ein Kontaktkärtchen zum Stöbern, wenn sie mögen. Die zwei waren begeistert alleine von dem Umstand, dass ich Künstler bin. Künstler haben hier einen ganz anderen Stellenwert als in der westlichen Welt. Keiner fragt, wieviel man denn damit verdient, aber alle sind sich einig, man müsse Künstler immer unterstützen, denn sie machen das Leben bunter. Vermutlich war der Sympathiebonus zusammen mit dem Künstler-Umstand dafür verantwortlich, dass wir letztendlich genau das bekamen, was wir haben wollten zu dem Preis, den wir als Maximum angegeben haben. Gestern haben wir uns nämlich getroffen, um alles fest zu machen. Die erst für uns geplante Villa hat der Eigentümer dann doch viel teurer vermieten wollen. Die Preise haben wieder stark angezogen. Anstatt uns eine Villa zu höherem bzw. jetzt normalem Preis aufzuschwatzen, hat sich unser Vermittler richtig für uns ins Zeug gelegt. Er hat ein Häuschen gefunden, dessen Inhaber ein Landsmann von ihm ist und es tatsächlich geschafft, den Mietpreis auf unser genanntes Maximum hinunter zu handeln, da wir ja ab nächsten Samstag bereits mit dem Mietverhältnis beginnen wollen. Das hätte er nicht tun müssen! Zumal es alles andere als normal ist, dass ein Vermittler einer Maklerfirma hier mit dem Eigentümer über Mietpreisenkungen verhandelt. Nachdem wir gestern bis zum frühen Abend voller Aufregung auf sein Telefonat gewartet haben, waren wir überglücklich als er uns mitteilte, was er für uns rausschlagen konnte. Und unser neues Häuschen ist dann auch genau in dem Areal, wo wir am liebsten hinwollten! Die Kaution ist bereits bezahlt, sobald der Geldtransfer zum neuen Konto durch ist, wird der Vertrag gegen Vorauszahlung der Jahresmiete unterzeichnet. Am nächsten Samstag ist Schlüsselübergabe!

Bis wir uns dann Stück für Stück soweit eingerichtet haben, dass alles fertig ist und auch mein neues Arbeitszimmer brauchbar ausgestattet ist, dauert es sicher noch so bis Mitte/Ende Juli. Dann kann ich auch wieder mit Farben und Leinwänden spielen! Bis dahin werden mir diverse Ballpens und Graphitstifte hoffentlich gute Dienste leisten, die nächste Zeichnung ist bereits in Arbeit. Irgendwie habe ich das Gefühl, die Sache mit den Ballpens nicht gänzlich aufzugeben, nur weil ich dann wieder Platz für Leinwände haben werde. Die schwarzen Tintenstifte sind mir mittlerweile doch sehr ans Herz gewachsen inclusive allem, was man damit so anstellen kann. Es ist doch recht interessant, was manchmal aus der (Platz)Not heraus so alles entstehen kann 😉

In diesem Sinne allen einen erfolgreichen Start in die Neue Woche!

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Villasuche auf Arabisch und warum Adressen nur Nummernsalat sind

Nach dem Reinfall mit den kleinen und stark überteuerten Luxusapartments auf Reem Island haben wir uns nach langem Hin und Her dazu entschieden, lieber ein Stück aus der Stadt hinaus in eine kleine Villa zu ziehen. Viel mehr Platz und Wohnqualität zu wesentlich besseren Preisen.

Gestern Nachmittag hatten wir nach langer Suche und vielen Fehlversuchen endlich wieder einen Maklertermin, um uns eine kleine Villa in unserer Preisklasse anzuschauen. Der Ort unseres Begehrens nennt sich Al Reef und ist eine Wohnanlage mit vier verschiedenen Villen”dörfern”, die sich lediglich von der Außenfassadengestaltung unterscheiden (Arabian Village, Mediterranian Village, Desert Village und Contemporary Village). Al Reef befindet sich auf dem Festland von Abu Dhabi ein wenig außerhalb der Stadt, ist aber durch sehr günstige Busse und Taxis voll angebunden. Ruhige, herrliche und finanzierbare(!) Wohngegend, in der ich auch ohne eigenes Auto tagsüber nicht von allem abgeschnitten bin.  Fast über die Hälfte der Häuser steht noch leer, genügend Auswahl sollte es also geben. Einen Termin für eine Besichtigung zu bekommen, klingt einfacher als es letztendlich ist, wenn man die regelrechte Maklerschwemme hier betrachtet.

In jedem Fall wollten wir eine Villa mieten, die bereits einen persönlichen Eigentümer hat und nicht der Bank gehört. Die Banken wollen nämlich noch mal bis zu 20 Prozent mehr Miete für das baugleiche Objekt. Also haben wir zuerst Inserate gewälzt, in denen lokale Eigentümer ihre Objekte eingestellt haben. Würde immerhin die Kaution für den Makler sparen. Irgendwie hat sich da aber keiner zurück gemeldet. Daraufhin schrieb ich alle möglichen Maklerfirmen an, die die kleinen Villen auch zu günstigeren Preisen gelistet haben. Entweder mir wurde gesagt, sie seien schon weg, sie könnten uns aber diese Objekte für 20 Prozent mehr Mietzahlung anbieten, oder aber wir bekamen gar keine Rückmeldungen. Die Maklerfirmen haben als oberste Priorität die Objekte zu vermieten oder zu verkaufen, die noch den Banken gehören. Und die Banken verlangen sehr viel mehr Geld als die privaten Eigentümer. Wenn man bedenkt, dass man hier die gesamte Jahresmiete im Voraus bezahlt, muss man sich da schon gut überlegen, was man sich leisten kann.

Letztendlich landeten wir dann doch wieder beim ansässigen Marktführer, die melden sich wenigstens zurück und sind zuverlässig. Allerdings war unsere letzte Erfahrung mit einer polnischen Maklerin der Firma eher nicht so gut. Sie war es, die uns diese winzig kleinen Luxusapartments für wahnsinnig überteuerte Preise andrehen wollte, obwohl wir ihr sagten, das gibt unser Budget nicht her. Sie hatte keine sinnvolleren Objekte für uns. Diesmal sind wir an einen arabischen jungen Mann geraten. Bereits am Telefon teilte ich ihm mit, was unser absolutes Maximum ist und das ein Termin wirklich NUR Sinn macht, wenn das Objekt unser Budget nicht übersteigt. Ich klang wohl verzweifelt genug oder vielleicht fand er auch mein “zartes” Stimmchen sympatisch, auf jeden Fall hatte er kein Problem damit, uns Villen von Eigentümern zu zeigen. Wir machten also einen Termin aus, und der war gestern.

Wir wussten zwar von Freunden, dass Al Reef super ans Busnetz angebunden ist, aber da genau dieses hier erst kürzlich wieder vollständig umgestellt wurde und auch sonst sehr kreativ variiert, hatten wir keine Chance im Voraus heraus zu finden, wo wir welchen Bus von der Stadt aus nehmen könnten, also fuhren wir mit dem Taxi nach Al Reef. Wir waren eine Stunde eher dort, um uns schonmal ein wenig umzusehen. Klasse Idee mittags bei 44 Grad eine Stunde durch die Sonne zu spatzieren. Für die ersten Eindrücke vom Umfeld war es aber sehr ok. Bushaltestellen gibt es dort nahezu alle 500 Meter, gehalten wird da, wo jemand steht oder aussteigen will. An den Haltestellen selbst hängen dann auch die Pläne, welcher Bus wo und wann lang fährt. Manchmal ist ein Fotohandy praktisch 😉

Meinem Mann viel ein Kleinwagen auf, in dem zwei junge arabisch aussehende Männer permanent Runden ums Karree fuhren. Wir amüsierten uns ein wenig darüber. Zielloses Herumfahren ist für manche junge Emiratis hier eine Freizeitbeschäftigung. Allerdings haben die für gewöhnlich nicht die Autofenster auf bei der Wärme. Als die Uhrzeit unseres Termins gekommen war, stellte sich heraus, dass in diesem Auto unser Makler und sein Kollege saßen. Sie sind bis zu unserem Termin nur Runden mit offenen Fenstern gedreht, weil die Klimaanlage im Auto defekt war. Die Makler im Kundendienst müssen für gewöhnlich mit ihren Privatwagen fahren, der Markt ist heiß umkämpft, das große Geld streichen hauptsächlich die Chefs ein und nicht die Kundenbetreuer. Wir wurstelten uns also auf die Rückbank und die beiden begannen, eine Villa zu suchen, von deren Eigentümer sie sich extra noch den Schlüssel besorgt haben. Sie hatten den Schlüssel mit einer vierstelligen Nummer am Anhänger und die Angabe, die Villa sei im Arabian Village. Und so startete die Suche…

Wer hier aufgewachsen ist (was die beiden zu sein schienen), kennt kein Adresssystem mit Hausnummern und Straßennamen für andere als nur die großen Hauptstraßen. So etwas gibt es in Abu Dhabi noch nicht, soll aber jetzt eingeführt werden. Man hat lediglich die großen Hauptstraßen benannt (und immer wieder umbenannt), damit hat man grobe Richtungen. An sonsten wird sich an sogenannten Landmarken wie Einkaufstempeln, Hotels und anderen markanten Gebäuden, Parkanlagen oder sonst was orientiert. Die großen Tower hier haben alle eigene Namen und werden als Orientierungspunkte benutzt. Wenn man hier ein Navigationssystem benutzt, macht dass nur Sinn, wenn man die Erdkoordinaten vom gewünschten Ziel hat.

Al Reef ist sehr neu und besitzt nummerierte Straßen mit Hausnummern. Außerdem hat nochmal jedes Haus seine eigene Nummer. Allerdings fangen in jedem der vier Villenareale die Straßennummerierungen bei eins an. Und sie sind nicht rechtwinklich sondern eher spiralförmig mit Zwischenverbindungen angelegt. Überall sonst in Abu Dhabi ist alles rasterförmig aufgebaut, damit haben die Leute hier umzugehen gelern. Einen brauchbaren korrekten Stadtplan hatten wir nicht, sonst hätten mein Mann und ich das System dort vielleicht durchschauen können.

Die beiden Araber waren völlig aufgeschmissen. Das Konzept der Nummerierungen unbekannt hatten sie nur den Schlüssel mit vier Ziffern drauf. Es war nicht ersichtlich, ob es sich dabei um Straßen- und Hausnummer oder nur um die Villennummer selber handelte. Der Eigentümer war nicht zu erreichen. Wir drehten lange Runden und versuchten aus dem Auto heraus sämtliche Nummern zu erkennen, probierten alle Möglichkeiten durch, die die Ziffern auf dem Schlüsselanhänger bedeuten könnten. Wir landeten immer wieder vor bereits bewohnten oder zu großen Objekten. Der Eigentümer war telefonisch nicht zu erreichen. Nach einer dreiviertel Stunde fuhren wir ins Contemporary Village, da bei einem Anruf im Büro jemand auf die Idee kam, vielleicht stimme einfach das Village nicht, denn im Contemporary würde eine vierstellige Villemnummer existieren, die mit besagten Ziffern übereinstimme. Als wir diese dann nach weiterer längerer Suche fanden, war sie bereits bewohnt, das war dann wohl auch nicht die Richtige.

Nächster Stop war das dortige Büro der Maklerfirma, ebenfalls eine solche kleine Zweischlafzimmer-Villa. Da die Häuschen von innen wirklich alle komplett baugleich sind inclusive der bereits vorhandenen Küchenmöblierung, konnten wir uns schon mal einen kleinen Eindruck verschaffen (wirklich nur einen sehr kleinen, der Hauptwohnbereich unten war komplett vollgestellt und die Terassentür zugehangen gegen die Sonne). Dort beschwerten sich unsere beiden Kundenberteuer erst einmal maßlos über den Eigentümer, der wohl selber nicht wisse, wo sein Objekt nun wirklich stünde. Also haben die Jungs kurzerhand einen anderen Schlüssel zu einer Villa im Desert Village geschnappt, die wir zu ähnlichen Konditionen bekommen könnten. Sie versprachen uns, die andere Villa noch ausfindig zu machen. Da die beiden innen ja komplett baugleich, maximal spiegelverkehrt aufgebaut sind, läge dann die Entscheidung bei uns, welche wir nehmen, wenn wir uns denn für eine Villa entscheiden wollen. Die Desert Village Villa fanden die beiden recht schnell, wir haben nur beim Nummernschilderlesen aus dem Auto heraus geholfen.

Wir traten also ein und schauten uns um. Und waren begeistert. Nicht nur dass die auf den Grundrissen angegebenen Maße tatsächlich stimmten, so ein Häuschen ist einfach absolut wie gemacht für uns! Stauraum, Platz, eine herrliche offene Küche in den großen Wohnbereich hinein, ca. 30 Qadratmeter privater Garten mit Terasse am Wohnbereich, separater Waschmaschinenraun, Toilette unten, gleich am Eingangsbereich nochmal ein kleiner offener Raum für sonst irgend etwas, im Obergeschoss dann zwei Bäder und zwei Schlafzimmer, eines davon größer und mit eigenem Balkon. Alles in allem machte das Häuschen auf uns einen sehr guten Eindruck, geradezu wie geschaffen für uns. Bei dem Haus war aber der Eigentümer noch nicht in Kenntnis, dass es Interessenten gibt. Wir klärten also ab, dass wir auf jeden Fall eines der beiden Häuser nehmen, wenn die Konditionen für uns stimmen.

Glücklich fuhren wir für umegrechnet 80 Cent pro Nase mit dem Bus die 40 Kilometer in die Stadt zurück. Wir mussten nicht lange warten, allein vier Buslinien mit kompfotablen Bussen fahren von Al Reef nach Abu Dhabi Downtown. Die Fahrt dauert nicht lange, weil der Bus über die Inselautobahn direkt außen rum um die Stadt fährt, bis er genau am richtigen und interessanten Teil ins Tourist Club Areal im üblichen Staugewimmel landet und man getrost mitten im Stadtleben aussteigen kann.

Gerade hat mich unser Kundenbetreuer noch einmal angerufen und die gute Nachricht erteilt, sie haben die für uns geplante Villa ausfindig gemacht. Sie ist im Contemporary Village und damit eine der neuesten Objekte dort, ganz nah am Village Pool und Sportareal. Der Eigentümer läßt das Haus für uns diese Woche fertig machen. Also nochmal malern, reinigen, alles auf seine Funktionalität prüfen, Klimaanlagenfilter wechseln – die üblichen Wartungsdinge eben. Jetzt liegt nur noch alles daran, wie schnell mein Mann diese Woche seine Stempel im Visum fertig bekommt, ein emiratisches Bankkonto aufmacht und unsere Ersparnisse und die Wohnpauschale von der Firma aud das Konto transferiert werden. Und dann können wir in ca. zwei Wochen einziehen! Endlich ein neues zu Hause einrichten!

Ich gebe es ja zu… Gestern Abend haben wir schon kräftig an der Inneneinrichtung geplant und überlegt, haben also bereits eine genaue Vorstellung davon, wie es dann werden könnte 😉 Und dann habe ich auch endlich wieder ein eigenes Atelier sogar mit Balkon!

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Anreise mit Hindernissen…

Wir sind endlich zurück in Abu Dhabi. Natürlich lief wieder alles ganz anders als geplant. Der Deutschlandaufenthalt dauerte letztendlich drei Wochen länger als angedacht, somit konnten wir die sechswöchige Schlechtwetterphase vollestens mitnehmen. Am Montag starteten wir endlich Richtung Frankfurt, ein letzter Abend mit Freunden in Offenbach, Dienstag früh dann direkt zum Flughafen. Dachten wir uns zumindest so…

Als wir Dienstag morgens das Auto beluden, kam ein freundlicher Herr aus der Nachbarschaft auf uns zu und fragte uns, ob sich denn jemand bei uns gemeldet hätte. Etwas verwirrt fragten wir nach, wer warum das denn hätte tun sollen. Der Herr erzählte uns, er hat beobachtet, wie ein junger Mann unseren Leihwagen gestreift hat. Jetzt fiel uns auch der Schaden an der Fahrerseite hinten links auf. Alles zerkratzt. Ein Anruf bei der Autovermietung ergab, wir müssen natürlich direkt bei der Polizei Anzeige erstatten. Ein Anruf bei der Polizei ergab, sie schicken irgendwann jemanden vorbei, könnte aber dauern, wie lange genau wüssten sie nicht. Wir hatten aber keine Zeit zum Warten, wir wollten schließlich unseren Flug nicht verpassen! Also fuhren wir direkt zum zuständigen Polizeirevier. Unsere Nerven lagen blank. Auf der Polizeiwache hieß es zuerst, eine Unfallaufnahme würde mindestens eine Stunde in Anspruch nehmen, die hatten wir aber nicht mehr. Wir erklärten unsere Situation, zu unserem Glück hatte der freundliche Nachbar sich das Kennzeichen und die Automarke des Täters notiert. Unfall mit Fahrerflucht, das wird wohl richtig Ärger geben. Der für uns zuständige Polizist war zum Glück überaus freundlich. Nachdem klar war, dass es sich bei unserem Fahrzeug um einen Leihwagen handelt und wir das Kennzeichen des Verursachers sowie Namen und Telefonnummer eines Zeugen vorweisen konnten, verkürzte der Polizeibeamte die ganze Prozedur auf knappe 10 Minuten und wünschte uns viel Erfolg beim Auswandern. Glück im Unglück.

Durch diese Verzögerung kamen wir natürlich in den Berufsverkehr. Der Umstand, dass wir auf dem letzten Stück Autobahn wegen Überfüllung nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren konnten, war nicht gerade zuträglich für unsere ohnehin schon überstrapazierten Nerven. Wir kamen trotzdem noch rechtzeitig an. Zum Glück reichte es der Leihwagenfirma, lediglich die ausgefüllte Unfallmeldung entgegen zu nehmen, alles andere klären sie dann wohl selber mit der Polizei.

Das Einchecken ging unerwartet schnell. die Anzahl der Passagiere hielt sich soweit in Grenzen, dass wir die verlorene Zeit fast wieder rausholen konnten, da es keine riesige Schlange am Schalter gab. Danach erstmal entspannen. Wir haben es pünktlich ans Gate geschafft, der Flug ging ebenfalls pünktlich. Sechseinhalb Stunden später landeten wir in unserer neuen Wahlheimat.

Während unserer sechswöchigen Abwesenheit wurde am Flughafen eine extra Flughafen-Taxiflotte eingeführt. Im Gegensatz zu den normalen Taxen zwar teurer, dafür aber richtig große Vans, in denen man auch ordentlich viel Gepäck auf einmal unterbringen kann. Ab zum Hotel. Diesmal hat die Firma wieder ein anderes und viel billigeres Hotel gebucht, unsere Erwartungen waren dementsprechend bereits eher niedrig angesetzt. Allerdings hätten wir nicht erwartet, wie schlimm es wirklich war…

Wir waren in Gedanken bereits schon hübsch geduscht auf dem Weg ins Pub, als wir an der Hotellobby standen, daher nahmen wir nur am Rande wahr, wie erstaunt die Rezeptionisten auf unsere deutschen Pässe reagierten. Die Augen wurden riesig, dann strahlten sie uns an, als wären wir ein Wunder. Ab in den Fahrstuhl und in die richtige Etage. Als sich der Fahrstuhl wieder öffnete, schlug uns bereits ein fürchterlicher Gestank entgegen. Der Flurteppich war so stark verschmutzt, dass bei jeden Schritt Staubwölkchen aufstoben. Ich hatte das Gefühl, über einen lebenden Organismus zu trampeln. Schimmelflecken überall. Das Zimmer war nicht besser. Bereits beim Betreten des Zimmers setzte bei mir der Reizhusten ein, keine zehn Minuten später hing ich am gekippten Fenster und habe einen allergischen Asthmaanfall inclusive Brechreiz erlitten. Mein Mann schaffte es noch noch, mir ein Antiallergikum zu verabreichen, danach brachte er mich fluchtartig wieder aus dem Gebäude. So fluchtartig, dass alles Gepäck im Zimmer blieb, lediglich seinen Reisepass hatte er sich noch schnell geschnappt.

Es ist schon ironisch, wenn man an einer zu dieser Zeit überfüllten dreispurigen Hauptstraße den Reizhusten Stück für Stück wieder in den Griff bekommt. Selbst meinem Mann, den sonst nichts so leicht umhauen kann, haben die Augen extrem gebrannt nach den gerade mal zehn Minuten in dem Hotelzimmer, so stark war die Schimmelbelastung in der Luft. Und im Gegensatz zu mir ist er kein Allergiker. In dieses Gebäude konnten wir um nichts in der Welt zurück. Ich wäre vermutlich trotz Medikamente noch in der ersten Nacht erstickt.

Als ich endlich wieder etwas besser Luft bekommen konnte, schnappten wir uns das nächste Taxi und fuhren direkt zu dem Hotel, indem wir nahezu das letzte halbe Jahr verbracht haben. Dort war auch gottseidank ein Zimmer mit Küche für uns frei. Mein Reizhusten war noch so stark und mein Gesicht trotz Antiallergikum so verschwollen, dass mir die Rezeptionistin erst einmal besorgt warmes Wasser verabreichte und fragte, ob sie einen Arzt rufen solle. Sobald wir unsere Zimmerschlüsselkarten hatten, nahmen wir ein Taxi zurück zu dem anderen Hotel, indem ja noch all unsere Sachen auf dem Zimmer waren, inclusive meines Reisepasses. Ich blieb im Taxi sitzen, während mein Mann das Gepäck holte und die Reservierung stornierte. Das ging alles völlig problemlos, die Leute dort waren nicht mal verwundert darüber, wie fluchtartig mein Mann mich kurz zuvor aus dem Haus gebracht hat. Ein Angestellter brachte die schweren Reisetaschen zum Taxi, zeigte mir beide Daumen nach oben und beglückwünschte mich. Ich war noch zu sehr mit den Auswirkungen der Schimmel- und Pestizidattacke beschäftigt, um seine Reaktion richtig einordnen zu können. Erst später wurde mir klar, warum er mir zur Flucht aus dem Hotel gratuliert hatte. Diese armen Angestellten können sich der Belastung dort gar nicht entziehen. Vielleicht haben sie die müde Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Management etwas mehr in Sauberkeit und Wartung investiert, wenn die Leute sofort wieder gehen und eine Reservierung stornieren, die sonst einen ganzen Monat beinhaltet hätte. Diese Angestellten haben mein vollstes Mitgefühl.

Als wir mit dem Taxi wieder an unserem neuen bzw. vorherigen Hotel ankamen, war es dann schließendlich wirklich wie nach Hause kommen. Die einzigen Unterschiede sind, dass sich unser Studioapartment zwei Stockwerke höher befindet und exakt spiegelverkehrt zu dem letzten ist. Endlich große Erleichterung. Wir haben es geschafft, sind wieder zu Hause. Wie es aussieht, müssen wir jetzt einen Teil der Hotelkosten selber tragen, weil die Firma auf einmal entschieden hat, dieses spezielle Hotel sei dann doch zu teuer, um noch einen weiteren Monat dort zu bezahlen, aber unser beider Gesundheit ist es uns in jedem Falle wert.

Heute ist Donnerstag, die nächsten drei Tage sind frei. Wochenende mit einem Feiertag. Die Wärme zeigt bereits ihre positiven Auswirkungen, wir sind entspannter. Die Uhren (soweit vorhanden) ticken wieder langsamer, die Haut wird bereits leicht dunkler, die erste Blase unter meinem Fuß habe ich mir auch schon durch die Stadt spaziert, gestern waren wir schon auf einer kleinen Party eingeladen – wir sind endlich wieder zu Hause!

Kleiner Spaß am Rande: All unsere Sommerklamotten und unsere Küchenausstattung sind bei dem Chef meines Mannes hier eingelagert, der ausgerechnet jetzt kurzfristig eine Woche auf Dienstreise ist. Der Kollege, bei dem meine Leinwände unterstehen, ist ironischerweise im Lande und nicht wie gedacht im Auslandseinsatz. Zum Glück haben wir unsere Badesachen im Reisegepäck dabei, alles andere findet sich schon… 😉

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Schöner wohnen in der Badezimmersammlung – Freud und Leid eines wohnungssuchenden Paares…

Seit einigen Tagen durchkämmen wir die Wohnungsbörse in Abu Dhabi. Nach unserem Urlaub ist es nämlich soweit, wir können endlich wieder in eine Wohnung ziehen. Unsere Ansprüche sind relartiv einfach – irgendwas um die 100 Quadratmeter, Balkon, offene Küche wenn möglich, zwei Zimmer (eins davon sollte als Arbeits- und Gästezimmer dienen). Klingt ja erst mal nicht schlecht. Es gibt mit diesen Spezifikationen durchaus eine ganze Menge freier und brandneuer Wohnungen in unserer Preisklasse. Also fleißig Grundrisse angeschaut. Als erstes viel uns auf, dass die Gesamtquadratmeteranzahl baugleicher Wohnungen in einem Bereich bis zu insgesamt 20 Quadratmeter variieren kann in den Angaben der Makler. Grundrisse sind – falls vorhanden – gar nicht mit Maßen ausgestattet oder aber die angegebenen Maße und Größenverhältnisse stimmen nicht mit der Realität überein. Hier nimmt man es damit nicht so genau. Man entscheidet sich ohnehin erst nach ausgiebiger Besichtigung. Und besichtigt haben wir bereits zwei Wohnungen mit den gewünschten Spezifikationen…

Man muss wissen, dass Wohnungen hier anders beschrieben und geplant werden, als wir es kennen. Küche und ausgiebiger Wohn-/Esszimmerbereich sind klar, dazu gibt es eine bestimmte Anzahl an Schlafimmern. Wir denken blos in Zimmerkategorie, das haut aber in diesem Fall nicht hin. Schlafzimmer bedeutet, dass jedes davon ein eigenes Bad integriert hat. Und es gibt natürlich noch zusätzlich ein Gästebad außerhalb der Schlafzimmer. Wenn man eine Grundfläche von irgendwas um die 80-100 Quadratmeter hernimmt und zwei schöne große Schlafzimmer mit dicken Wänden abteilt, die aber zur Hälfte aus Badezimmer bestehen, kommt etwas lustiges dabei heraus. Der verbleibende Platz in den Schlafzimmern reicht vielleicht gerade noch, um ein Doppelbett hinein zu zwingen, aber dann passten keine Nachtische mehr daneben, kein Schrank irgendwohin. Man würde nur noch schwerlich selber mit hinein passen. Es entsteht dazu eine Menge toter Raum, nämlich die Gänge neben den Badezimmern in den verbleibenden Raum hinein. Außerdem gibt es in jedem Fall noch ein zusätzliches Gästebad. Alles in allem nehmen die Bäder mit den Durchgängen daneben etwa ein drittel der Wohnfläche ein. Wer braucht das? Und wer plant Schlafzimmer, in die keine Schlafzimmermöbel passen?

Wenn man bedenkt, dass die meisten Einheimischen von Abu Dhabi bis vor 40 Jahren von so etwas wie eigenen Badezimmern mit fließendem Wasser nur träumen konnten, lässt sich der Drang nach möglichst viel davon gut erklären. Dadurch, dass Geld hier im Ölland kein Problem darstellt, konnte man einfach festlegen, dass ein jedes Schlafzimmer ein Bad haben sollte. Wenn man dann einen Architekten mit der Planung ganz toller neuer Luxuswohnanlagen beauftrag, ihm Vorgaben über die etwaigen Größenwünsche der Wohnungen inclusive Schlafzimmeranzahl macht, oder auch nur einfach festlegt, wieviele 1, 2 und 3 Schlafzimmerwohnungen pro Etage rein sollen, braucht man sich nicht wundern, wenn man am Ende Schlafzimmer bekommt, in die kein Schlafzimmer passt. Man hat dann kaum Platz in der eigenen Wohnung übrig, dafür aber jede Menge Badezimmer. Ich nenne diese verbauten Räume die “Rache des Architekten”, der vermutlich die Nase voll hatte, den Leuten zu erklären, dass diese Vorgaben unter dem Strich zu keinen brauchbaren Wohnungen führen.

Also was tun? Natürlich gibt es auch Wohnungen mit zwei Schlafzimmern, in deren Zimmer auch noch etwas hinein passt, die sind aber außerhalb unserer finanziellen Möglichkeiten. Oder es handelt sich um vergleichsweise günstige und riesengroße Villen, die dann allerdings irgendwo draußen mitten im Nichts liegen, ohne Busanbindung und Taxis, ohne irgendeine Einkaufsmöglichkeit in der Nähe. Dann hat man ganz dolle viel schön Platz, ist aber in seinr Villa quasi lebendig begraben.

Wir überlegten schon verzweifelt, wie man aus so einer völlig verbauten Wohnung noch etwas machen könnte, immerhin waren Küche, Wohn- und Essbereich recht geräumig, auch der Balkon war nicht schlecht. Wie man es drehte und wendete, es waren einfach zu viele Bäder, die zuviel Platz wegnehmen. Und die Wände sind auch noch alle recht dick, nichts mit Trockenbauwand, die kaum Platz wegnimmt. Die gleiche Wohnung mit nur einem Badezimmer weniger hätte schon gereicht. Gabs aber nicht. Und dann viel uns die Denkfalle auf, in die wir getappt sind…

…Wenn man nur EIN Hauptbadezimmer braucht (Gästebad gibt es sowieso noch, nur eben ohne Dusche oder Badewanne), dann muss man nach Wohnungen mit nur EINEM ausgewiesenem Schlafzimmer schauen. Die gibt es übrigens ebenfalls mit so um die 90-100 Quadratmeter Grundfläche. Nur eben mit ein paar Wänden und einem kompletten Badezimmer weniger. Also unterm Strich viel viel mehr Nutzfläche. Und günstiger sind sie auch noch. Außerdem ist bei diesen Wohnungen das Schlafzimmer ausreichend groß, um außer einem Bett noch Nachtschränkchen und Kleiderschrank unterbringen zu können. Die bereits integrierten Einbauschränke sind nämlich sehr unzureichend als Stauraum und meistens völlig unvorteilhaft platziert.

Im Endeffekt geht es uns lediglich darum, einen gewissen Platz in der Wohnung zu haben. Da machen ein paar Wände und Badezimmer weniger bei gleicher Grundfläche so einiges aus. Und wie man das Ganze dann aufteilt und einrichtet, bleibt dann völlig unserer eigenen Fantasie überlassen. Und davon haben wir wahrlich genug!

Also liebe Freunde und Familie, die uns mal besuchen kommen möchten, ihr werdet dann vielleicht kein eigenes Zimmer mit integriertem Bad zum schlafen haben, dafür haben wir aber dann eine sinnvoll aufgeteilte Wohnung. Und das ist es doch, worauf es ankommt!

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Wie man in den Wald hinein ruft…

Es war eine Weile ruhig hier in meinem Blog. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist, dass ich mich hier nach einem Jahr so eingelebt habe, dass ich häufig nicht mehr direkt daran denke, welche Art meiner Erlebnisse hier im täglichen Leben interessant für meine deutschen Leser sein könnten. Dabei gibt es so viele kleine und größere Unterschiede! Jetzt, wo unser Deutschlandurlaub unmittelbar bevor steht, denke ich wieder verstärkt darüber nach. Ich spüre deutlich, dass ich mich zwar unheimlich darauf freue, Freunde und Familie wieder zu sehen, nicht aber auf das Land selber. Was ist es also, was den Unterschied macht? Das Wetter ist ein Grund, aber nicht der ausschlaggebende. Es ist viel mehr die ganz normale zwischenmenschliche Interaktion im Allgemeinen.

“Wie es in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus!” Diesen Satz habe ich in meiner Kindheit oft gehört. Bist du freundlich zu anderen, sind sie es auch zu dir. Bist du es nicht, brauchst du es auch nicht von anderen zu erwarten. Einfache Dynamik. Und hier funktioniert sie wunderbar. Egal ob es der Laden um die Ecke ist oder eine amtliche Behördenstelle wie zum Beispiel die Grenzposten. Geduld und Freundlichkeit zählen unwahscheinlich hoch. Ich habe hier oft beobachtet, dass ungeduldige und unfreundliche Leute auch entsprechend behandelt werden. Dann dauert es länger oder es tauchen plötzlich “Probleme” irgendwelcher Art auf, die den gewünschten Vorgang verzögern. Sobald man aber freundlich grüßt, geduldig wartet, freundlich lächelt, geht auch alles seinen Gang. Es ist hier eher die Seltenheit, dass Freundlichkeit mit Schrulligkeit irgendeiner Art beantwortet wird. Hierzu ein paar kleine Beispiele:

Grenzposten an der Emiratisch Omanischen Grenze. Seit einer Weile haben die Beamten dort ein (scheinbar immer noch nicht gelöstes) Problem mit der Erfassung der neuen Deutschen Pässe. Jedesmal stürzt das System ab, wenn sie versuchen, die Passnummer einzugeben. Da ich alle fünf Wochen dort bin, kennen mich die Grenzposten mittlerweile. Trotz dieser Probleme bin ich bei den letzten Malen immer sehr schnell durch die Prozedur gekommen. Ein bischen freundlich über die Wetterunterschiede zwischen Al Ain und Abu Dhabi unterhalten, nach kurzer Zeit meine Stempel bekommen. Manchmal treffe ich an der Grenze auf andere Deutsche. Einmal hatte ich eine Dame aus einer Deutschen Seniorenreisegruppe vor mir, ebenfalls neuer Pass, gleiches Problem. Nichts ging. Sie hatte die Dame hinter dem Schreibtisch weder gegrüßt noch sonst irgendwas, sie konnte auch kein Wort Englisch. Ein Dolmetscher – vermutlich der Reiseleiter – versuchte zu vermitteln. Die Deutsche Dame beschwerte sich lauthals, fluchte recht unanständig und auch ohne entsprechende Sprachkenntnisse konnte die Grenzbeamtin recht deutlich eine nicht gerade freundliche Stimmung wahrnehmen. Die Beamtin unterbrach ihre Versuche mit dem Pass der Dame und winkte mich vor. Ein paar freundliche Worte und ich bekam meine Stempel bereits nach ihrem dritten Versuch, mich ins System einzugeben. Ich bin mir sehr sicher, das Systemproblem bestand weiterhin, sie kannte mich schlichtweg bereits und mochte mich, da ich immer freundlich und geduldig war. Der Reisebus der Deutschen wartete übrigens immer noch am selben Grenzposten, als ich von der Omanischen Seite zurück kam und wieder in die Emirate “einreiste”.

Hotelpersonal. Auch hier macht es viel aus, wie man auf die Leute reagiert. Ein schichter Gruß und die Standardfrage nach dem Befinden schafft gleich eine andere Atmosphäre. Alleine das Grüßen mit einem Lächeln bewirkt, dass die Leute immer ein strahlendes Lächeln und einen Gruß übrig haben. Gerade was die Leute vom Zimmerservice betrifft, denn diese werden oft komplett ignoriert. Ich unterhalte mich gerne mit ihnen. Die meisten kommen aus Pakistan, Indien, Bangladesh und den Philipinen. Dadurch habe ich bereits eine Menge über die Herkunftsländer erfahren können. Und bei uns finden sich öfter mal zwischendurch eine Obstschale oder/und eine größere Menge Wasserflaschen als gewöhnlich ein. Letztens hat mich der Hotelchef unseres ersten Hotels hier in der Stadt abgepasst, er ist mir um die 600 Meter hinterher gelaufen, bis er mich erwischt hat. Er hat sich gefreut, mich wieder zu sehen und mich gleich auf einem Kaffee im alten Hotel eingeladen. Wir haben uns eine Ganze Weile gut unterhalten, es war ein schöner Nachmittag 🙂

Auch in den von mir öfter besuchten Läden des täglichen Bedarfs werde ich mittlerweile von den meisten Angestellten schon von weitem überschwenglich begrüßt und auf einen Schwatz eingeladen. Ich nutze das manchmal bewusst als Stimmungsheber, wenn ich wegen irgendetwas in gedrückter Laune bin. Dann gehe ich raus, besuche meine üblichen Orte. Wenn die Leute mich mit einem Lächeln begrüßen, einen Schwatz übers Wetter halten, sich schlicht darüber freuen, dass man mal vorbei schaut, dann geht es einem gleich wieder viel besser 🙂

Kleine Beispiele aus dem alltäglichen Leben. Nichts Großes, aber mit einer großen Wirkung unter Strich, wenn man offen dafür ist. Bei unserem letzten Besuch in Deutschland war es ein absoluter Kulturschock, als wir in Frankfurt ankamen. Das Flughafenpersonal war unfreundlich, schrullig, rau. Ein freundlicher Gruß führte zu – nichts, außer dass man verdächtig beäugt wurde. Auf sämtlichen Behörden, in vielen Läden und auch an Orten wie Arztpraxen war es nicht anders. Freundlichkeit schien irrelevant, man hatte immer das Gefühl irgendwie zu stören…

Auch wenn ich in jüngeren Jahren nicht wirklich verstanden habe, warum meine Eltern einen so großen Wert auf freundliche Umgangsformen legten, wenn sie doch kaum jemanden sonst zu interessieren schienen, bin ich sehr froh, dass ich diese Werte dennoch verinnerlicht habe. Hier, wo das Prinzip “Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus” tatsächlich funktioniert, macht es den Alltag um längen reicher. Kleine Sache, große Wirkung 😉

In diesem Sinne noch einen schönen Tag!

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Kunst- und Kunsthandwerk Bazaar – eine Erfahrung weit über das Thema hinaus

Am Wochenende war es mal wieder soweit, das Cafe Arabia  verwandelte eine seiner drei Villastockwerke vom Kaffeehaus in einen Kunst- und Kunsthandwerk Bazaar, der alle ein bis zwei Monate stattfindende “arts and crafts souk”. Der funktioniert ganz einfach. Man mietet sich für einen kleinen Betrag einen Tisch für den Tag, auf dem man seine Kreationen ausstellen und zum Verkauf anbieten kann. Voraussetzung ist natürlich, dass es sich um selbstgestaltete Dinge handelt. Wenn man einen Tisch mieten möchte, muss man dem Cafe-Inhaber glaubhaft vorher mitteilen, was man gerne dort anbieten möchte, damit niemand den Souk als Kram- und Flohmarkt missbrauchen kann.

Ich wollte auskundschaften, was die anderen da so anbieten und ob es in Zukunft auch eine Möglichkeit für mich sein könnte, das ein oder andere zum Verkauf anzubieten. Außerdem war es eine sehr gute Möglichkeit, neue Kontakte und Verbindungen aufzubauen, kreative Atmosphäre aufzusaugen, neue Inspirationen zu bekommen. Im Nachhinein kann ich nur sagen, das Ganze hat sich in vielerlei Hinsicht mehr als gelohnt!

Als wir im Cafe ankamen, habe ich mir erst einmal einen groben Überblick über die Stände verschafft. Von gerahmten Acrylcollagen über verzierte Kerzen, wahnsinnig aufwändig genähte Patchworkdecken, Schmuck, Fotografien, Seidenbilder, Stofftaschen und handbemahltes Porzellan war eigentlich alles dabei. Sogar ein Stand von einer Hilfsorganisation und ein Mischpult für die musikalische Beschallung, im unteren Stockwerk sang bereits ein Chor. Mein Mann und ich machten es uns erst einmal auf der Dachterrasse für Kaffee und Zigarettchen gemütlich, ein bischen Sonne tanken. Nach meinem Kaffee machte ich mich wieder auf in die mittlere Etage ins Getümmel.

Ich stoppte zuerst an dem Stand mit den Decken, Wandbehängen und Kissenbezügen, alle mit aufwändigen Tier- und Mandalapatchworkmustern genäht. Ein Egyptisches Ehepaar betreute den Stand, die Sachen hat alle der Ehemann genäht. Die zwei leben schon seit viele Jahren in Abu Dhabi. Wir hatten eine sehr schöne Unterhaltung über das Land, das Leben und das kreative Arbeiten hier. Beim nächsten Souk sehen wir uns sicher wieder, vielleicht habe ich dann bereits meinen eigenen Stand dort.

Am nächsten Stand saß eine gelangeilt aussehende junge Dame, die bunte Stoffhandtaschen anbot. Ich fragte sie, wie lange sie an den vielen Taschen genäht hat, da alle in einem unterschiedlichen Design waren. Sie sah mich völlig verwirrt an und meinte, natürlich habe sie die Taschen nicht selbst genäht. Sie habe das Design entworfen und die Taschen nähen lassen. Nunja, das entspricht jetzt nicht so ganz der Idee dieses Souks, aber immerhin war das Design von ihr. Wahrscheinlich hat sie ihr Hausmädchen damit beschäftigt. Da sie eine Emirati war, gab ich ihr eine CD von dem National Day Projekt in die Hand, das Ziyad Matar und ich gemacht haben, und verabschiedete mich höflich zum nächsten Stand.

Dort saß ein hier geborenes Indisches Schwesternpaar, das ein Fotostudio betreibt. Wundervolle Landschafts- und Städtefotos, Kalender, Drucke von eigenen Zeichnungen und bedruckte Tassen gab es dort. An einem anderen Stand verkaufte ein zwölfjähriges Mädchen seine wirklich sehr schön verziehrten Kerzen, die Standmiete hat sie von ihrer Mutter zum Geburtstag geschenkt bekommen. Und die Kerzen konnten sich wirklich sehen lassen, die Kleine ist sehr begabt.

Ich lernte Tamara Noori kennen, eine wundervolle Frau aus Indien, die seit 17 Jahren hier lebt und Kreativkurse aller Art gibt, sei es Papierschöpfen, Seidenmalerei, Glasmalerei, oder sonstige Arten der Malerei. Sie stellte eine Menge eigener Seidenbilder aus, wunderbare Stücke, sehr dekorativ. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, tauschten Gedanken und Beobachtungen aus, selbstverständlich auch unsere Visitenkarten. Vielleicht bleibt man ja in Kontakt.

In der Mitte des Raumes befand sich ein Tisch, der von vielen hauptsächlich jüngeren Menschen umgeben war, ein großer Teil von ihnen Emirati. Einer hatte ein Peacezeichen in den Bart seiner rechten Wange rasiert, zusammen mit der traditionellen weißen Kandura (das übliche lange Gewand hier) ein interessantes Bild. Ich war am Stand dieser Hilfsorganisation angekommen. “Breathing Numbers” – “Atmende Zahlen” ist der Name der Organisation, vor allem aber der Idee dahinter. Ich lernte unter anderem die Gründerin kennen, Muna Harib, eine wahnsinnig tolle junge Frau mit einer Idee und dem festen Willen, etwas zu verändern. Was sie auch tut. Der volle Name der Oganisation ist “Breathing Numbers Human Act”. Momentan helfen sie Syrischen Flüchtlingen, die überall rund um Syrien herum in den vielen Camps leben. Die Camps selber werden ja von den großen Organisationen gebaut, abgesichert und mit Nahrungsrationen versorgt. Sozusagen das unterste Minimum, um ein Überleben zu garantieren. Ein Leben wie in einer Viehherde.

Breathing Numbers haben einen ganz anderen Ansatz. Es geht mehr um die Idee des menschlichen Handelns, sich wieder auf das Mensch sein und die gegenseitige Hilfe und Unterstützung zu besinnen. Diese Menschen in den Camps wurden von einem Krieg vertrieben, der mittlerweile zwischen fanatischen Islamistengruppen aus dem Ausland und der alten Regierung geführt wird. Dieses ganze Volk ist geflohen, um zu überleben. Irgendwann werden sie ihr Land wieder aufbauen können, müssen. Die Leute von Breathing Numbers wollen anderen überall auf der Welt klar machen, dass es nicht nur um Nummern in einer Statistik geht. Es geht um atmende Menschen. Um unser aller Verantwortung. Sie sammeln und verbreiten die Geschichten unterschiedlichster Einzelschicksale, sammeln Spenden, veranstalten Wohltätigkeitsfeste, verkaufen und versteigern Kunst und andere Dinge, von deren Erlös sie dort vor Ort etwas tun. Wohncontainer zum Beispiel, da der Campboden meist so schlammig ist, dass die Zelte dort voll laufen oder gar nicht erst aufgebaut werden können. Warme Decken, Kleidung, medizinische Versorgung, Organisation nötiger Operationen für Kranke. Darüber Hinaus tun sie aber noch etwas anderes ganz wichtiges. Sie wollen die Einzelschiksale verbreiten, damit diese Menschen nicht weiterhin das Gefühl haben, vom Rest der Welt vergessen zu werden. Sie wollen ihnen Möglichkeiten bieten, irgendeine Art Raum zu bekommen, wo sie mal abschalten können von den Kriegssorgen und ein Stück Normalität oder auch nur etwas Schönheit erleben zu können. Das passiert dadurch, dass sie sich um Lernmittel für die Kinder kümmern, damit die Älteren ihre Fähigkeiten und Ausbildung so gut wie möglich an die Jüngeren weiter geben können. Spielzeug für Kinder, damit sie wenigstens ein bischen Kind sein können. Sogar eine Art Kreativzentrum wurde in einem der Camps errichtet, wo syrische Künstler die Möglichkeit haben, ihre Werke auszustellen. Wo jeder, dem es liegt, die Arbeitsräume und Möglichkeiten hat, seine eigenen Erfahrungen und Gefühle in Bildern darzustellen. Breathing Numbers stellt auch Kontakte zwischen allen möglichen Menschen von außerhalb zu den Syrischen Flüchtlingen her, einfach nur zum Reden, sich austauschen, und vor allem um den Syrern das Gefühl zu geben, sie sind nicht ganz vergessen, nicht ganz allein. Breathing Number will diesen Menschen beistehen, dass sie durch diese schwere Zeit kommen, ohne dass ihre eigene Hoffnung, ihr Selbswertgefühl, ihre Menschlickeit zu sehr leidet oder ganz abhanden kommt. Sowas kann schnell passieren aufgrund des Elends und der Verbitterung. Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe, damit dieses Volk nicht das wichtigste verliert, was es hat! Hoffnung, Fähigkeiten, Menschlichkeit. Irgendwann wollen sie ihr Land wieder aufbauen, spätestens dann werden sie all das brauchen. Und Breathing Numbers möchte so viele Menschen wie möglich dazu bringen HINZUSEHEN. Zu begreifen, was überall auf der Welt mit anderen passiert, nicht gleichgültig zu bleiben und das Gefühl der Macht- und Hilflosigkeit abzustreifen. Jeder kann etwas tun, auch wenn es nur ein ganz kleiner Beitrag ist. Machen das genug Menschen, wird etwas bewegt…

Ich habe mich über eine Stunde mit dem Team von Breathing Numbers unterhalten. Sie haben ungewöhnliche und idealistische Ansätze, denken in ähnlichen Bahnen wie ich. Es war bereichernd, lehrreich und motivierend zugleich. Wenn ich über das Team als Organisation schreibe, so stimmt das nur im weitesten Sinne. Es ist vielmehr eine Idee, eine Einstellung, ein paar Leute mit dem festen Entschluss, etwas zu bewirken. Sie sind vernetzt mit allen möglichen Organisationen, vor allem aber mit Menschen. Es gibt nicht so etwas wie einen offiziellen Beitritt oder eine Mitgliedschaft. Es ist mehr ein Bereitstellen und Nutzen von bereits bestehenden Infrastrukturen für Hilfsprojekte für jeden, der gerne etwas dazu tun möchte. Eine “Breathing Number” zu sein ist eine Frage der inneren Einstellung und der eigenen Handlungen, keine Frage einer Mitgliedschaft. Muna Harib und ihre Freunde wollen die Menschen daran erinnern, was es bedeutet menschlich zu sein, für einander da zu sein, für einander zu sorgen. Und was das aktive Handeln betrifft, fangen sie ganz einfach mit den Syrischen Flüchtlingen an.

Wir bleiben in Kontakt. In den nächsten Tagen werde ich zum Thema Syrienkonflikt und warum gerade uns westliche Leute das alles sehr viel angeht einen ausführlich Blog schreiben. Ich bitte Euch alle, diesen entsprechenden Eintrag dann aufmerksam zu lesen und wenigstens darüber nachzudenken. Es geht nicht nur um Syrien und die Syrer. Es geht um uns alle. Wie wir wegsehen, was wir gerne vergessen, dass wir doch nicht völlig machtlos sind.

So hatte dieser kleine Künstlermarkt doch noch eine sehr überraschende Komponente auf Lager. Ich weiss jetzt, wie man dort einen Stand bekommt, kenne bereits einen Teil der Leute, die regelmäßig teilnehmen, habe durchaus Ideen, was ich wie dort anbieten kann. Ich habe wieder einige unserer CDs an die Einheimischen austeilen können, was sehr gut ankam. Und ich habe Muna Harib und ihre Freunde kennen gelernt, die eine Einstellung vertreten, wie sie bei uns im Westen mehr und mehr ausstirbt. Ich meine damit nicht die Denkweise, die gibt es auch bei uns noch. Ich meine das Handeln selber. Den Anfang machen. Wenn genug Leute mitmachen, kann man wirklich etwas bewegen. Und sie haben Recht damit, das haben sie im Falle vieler Hilfseinsätze in den Flüchtlingscamps bereits bewiesen.

Bis zum nächsten Blog!

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Arabische Gastfreundschaft – eine unglaubliche Erfahrung!

Wir haben letztens einen sehr interessanten Emirati kennen gelernt. Ingenieur und Erfinder, Bastler und Tüftler, ein vielgereister, gebildeter und weltoffener Mensch. Wir haben uns sofort verstanden und einige interessante Gespräche geführt. Schnell folgte eine Einladung. Er erzählte uns auch von seiner Schwester, die in Deutschland gelebt hat und auch etwas Deutsch spricht. Sie lernten wir am Telefon kennen, als sie uns ebenfalls eine Einladung ausprach. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man eine Arabische Einladung annimmt, nachdem sie mindestens dreimal ausgesprochen wurde. Die Geschwister haben dreimal angefragt, also haben wir die Einladung angenommen 🙂

Wir haben einen Tag ausgemacht, von einer Uhrzeit wollten sie nichts wissen. Wenn wir da sind, sind wir da. Ganz einfach. Also gab ich als Richtwert “nachmittags” an. Das Zeitverständnis hier ist ein völlig anderes. Sehr gewöhnungsbedürftig für uns Deutsche, zumal es hier zum guten Ton gehört, etwas später als abgemacht aufzutauchen. Zeit spiel keine übergeordnete Rolle, sie ist einfach da. Man hat sie einfach. Wenn man sich darauf einlässt, kann es auch etwas entspannendes haben 😉

Neugierig auf unsere Gastgeber machten wir uns gestern auf den Weg in einen kleinen Wohnort zwischen Abu Dhabi und Dubai. Ein typischer Wohnort im Emirat Abu Dhabi – eine sauber geplante Ansammlung Arabischer Villen, eine Schule, Moschee und ein paar kleine Lädchen für das nötigste, an sonsten Wüste wohin das Auge reicht. Die farbenfrohen Bepflanzung der Vorgärten leuchten intensiv in dieser Umgebung. Überall kleine Springbrunnen, gezwitscher von Sittichen aller Art, ruhiger Kleinstadtflair. Hier passiert für gewöhnlich nicht viel, es gibt nicht viel Abwechslung. Dadurch war unser Besuch scheinbar ein echter Höhepunkt auch für die Schwester und Mutter unseres neuen Freundes.

Wir bekamen erst einmal eine Exclusivführung durch das Familienanwesen. Vier Villen, zwei davon vermietet, eine für Mutter und Schwester, eine für unseren Freund. Die Villa unseres Freundes ist eine Art kreatives Chaos aus jeder Menge Werkzeug und Bastelzeug aller Art, Konstriuktionen und Maschinen, an denen er baut und viele viele andere Dinge, darunter auch zwei Boote. Nichts, was es nicht gibt, wenn man etwas konstruieren und bauen möchte. Das Haus der Mutter hingegen war wie eine Mischung aus Museum und Märchen aus 1001er Nacht. Der Arabische Einrichtungsstil ist sehr interessant und hat durchaus seinen eigenen Charme. Wohnzimmerbereiche mit großen Sofagarnituren und Couchtischen voller dekorativer Gegenstände gab es gleich mehrere, natürlich alle auch mit riesigen Fernsehern. Zwischen Sofas mit vergoldeten und verziehrten Holzkörpern und rotem Samtbezug wirkt ein Hochmoderner Flachbildfernseher durchaus sehr interessant. Die riesigen Krohnleuchter machen sich gut, wenn die Stubendecke zwei Stockwerke hoch ist 🙂 Insgesamt waren es drei Stockwerke mit jeder Menge Schlafzimmer, die wie hier üblich alle mit eigenem Badezimmer versehen sind.

Mutter uns Schwester haben uns so herzlich empfangen, sie waren auf uns mindestens genauso neugierig wie wir auf sie. Die Schwester freute sich auch sehr, endlich mal wieder Deutsch sprechen zu können, Englisch spricht sie nicht. Dafür spricht unser Freund Englisch, die Mutter nur Arabisch. Das Sprachmix aus Arabisch, Deutsch und Englisch war sehr interessant, irgendwer hat immer für einen anderen übersetzt. Die Mutter war so gut mit Mimik und Gestik, dass wir ihr teilweise auch ohne Übersetzung folgen konnten. Einfach herrlich! Schnell wurde klar, dass wir nicht vor dem Abendessen gehen können.

Mutter und Schwester waren mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt, unser Freund nahm uns solange mit zu einem Farmbesuch. Bei der Erwähnung einer “Farm” dachte ich zuerst an eine der hier sehr verbreiteten Kamelfarmen, nicht aber an eine recht große Gemüsefarm mit Schafen und Hühnern mitten in der Wüste! Quasi ein richtiger Bauernhof mitten in der Wüste mit eigener Zisterne für die Bewässerung (sogar mit Fischen), jeder Menge Salat-, Gemüse- und Wurzelwerkfelder, Dattelpalmen selbstverständlich und ein Gatter mit Schafen sowie einem Hühnerstall. Ein Gartenhäuschen für die Mutter mit Küche und Bad und dem obligatorischen Wohnbereich mit großer Sofagarnitur samt Fernseher war auch vorhanden. Selbstverständlich gab es auch eine Arbeitscrew dort. Die Belüftungssysteme der großen Gewächshäuser waren Entwicklung und Eigenbau unseres Freundes. Das Bewässerungssystem für die Felder ist schier unglaublich. Einzig Wasser ist nötig, um dem Sandboden so viel Leben abzugewinnen! Unser Freund ließ uns zwei Kartons voll Gemüse von den Angestellten ernten, die Maiskolben holte er selber vom Feld. Alles ganz frisch, das bekommt man hier nicht im Laden. Da hier fast alles importiert wird, was im Supermarkt landet, war bereits alles einmal eingefrohren. Für Gemüse bedeutet das, dass es sich nach dem Auftauen nicht sehr lange hält. Was wir aber von unserem Freund bekommen haben, könnte frischer nicht sein und dürfte sich problemlos halten, bis wir alles aufgebraucht haben! Einen Riesenberg Lauchzwiebeln, Maiskolben, Rettich, ein Gemüse, dessen Namen wir noch herausfinden müssen und jede Menge interessant geformter Auberginen. Ich wusste gar nicht, dass Auberginen Dornen haben können. Entweder sie werden entfernt bevor die Auberginen verkauft werden, oder aber es liegt an der speziellen Sorte. Ich werde das mal herausfinden. In jedem Fall sind sie eines der wichtigsten Gemüse der Arabischen Küche und man kann eine Menge damit anstellen. Wir haben genug davon, um so einiges damit auszuprobieren!

Das Abendessen war sehr interessant! Mir war es aufgrund meiner Glutenunverträglichkeit bisher noch nicht möglich, ein Arabisches Restaurant zu besuchen und mir die Arabische Küche etwas genauer zu Gemüte zu führen (die meisten haben keine Ahnung, was Gluten ist, backen aber ihr Brot mit Weizenmehl. Gefahr für mich ;)). Die Frauen haben traditionell gekocht und nur frische Grundzutaten verwendet. Das einzige, was ich nicht essen konnte, waren die mit Käse gefüllten frittierten Teigtaschen. Die Mengen waren für eine ganze Kompanie! Ein Arabisches Gericht besteht aus einem großen Berg Reis mit gebratenem oder gekochtem Fleisch garniert. Und mit “großer” Berg Reis meine ich auch GROSS! Wir hatten zwei Hauptgerichtplatten. Das eine war ein Reis mit grünen Bohnen, jeder Menge Dill (grandioser Geschmack) und gekochtem Lammfleisch. Das ander war eine Art Curryreis mit gebratenen halben Hühnern oben auf. Dazu gab es jede Menge frischen Salat, die mit Käse und Gemüse gefüllten Teigtaschen und als Dessert selbstgemachte Pralinen aus Dattelfleisch in Sesamkörnern. Ich liebe die Dinger!

Etwas gewöhnungsbedürftig war für mich, dass Mutter und Tochter separat in der Küche gespeist haben. Unser Freund ist nicht religiös, ihm wäre das völlig egal. Schwester und Mutter haben sich aber selbst für eine sehr traditionelle Lebensweise entschieden. Da Essen die Frauen getrennt von den Männern und Gästen. Ich bin nach dem Essen einfach zu den Mädels in die Küche mit verschwunden. Es kam noch eine Nachbarin zu Besuch, die Unterhaltung war sehr herzlich. Schon nach kurzer Zeit fühlte es sich so an, als würden wir wie selbstverständlich mit dazu gehören und nicht wie gerade frisch kennen gelernt. Der Graupapagai am Eingang wollte auch gelegentlich mit diskutieren. Es gab nach dem Essen noch schwarzen starken Tee, das hiesige Equivalent zum Espresso danach 😉 Dann mussten wir uns schweren Herzens verabschieden, da mein Mann heute wieder arbeiten muss und somit die Nacht zeitig zu Ende ist. Wir sind herzlich eingeladen, gerne immer wieder zu kommen.

Es war ein wundervoller Tag voller neuer Eindrücke! Die Gastfreundschaft und Offenheit der Menschen hier ist einfach Wahnsinn! Die Erfahrung eines traditionellen Arabischen Abendessen war für mich auch ein absoluter Höhepunkt, der Farmbesuch mehr als nur interessant, wenn man bedenkt, was man lediglich mit Hilfe eines guten Bewässerungssystems dem kargen Sandboden alles abringen kann!

Es war einer dieser Tage und Begegnungen, nach denen man sich innerlich viel reicher fühlt 🙂

Ma’a as-salama (Auf Wiedersehen)

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Soziale Netzwerke – Segen und Fluch zugleich…

Liebe Freunde des löwenzahnistischen Kathaismus,

wer von Euch mich schon ein Weilchen länger kennt, kann sich sicherlich noch an meine Verweigerungshaltung den “Sozialen Netzwerken” gegenüber erinnern. Was sollte ich denn auch dort – Freunde und Familie kann man auch auf den konservativen Wegen durch Email und Skype, Telefon und ICQ erreichen. Und wozu Profile auf unterschiedlichen Seiten haben, wenn man doch eine eigene Homepage hat? Interessant, dass diese neueren Medien mittlerweile als konservativ zählen…

Im Laufe des letzten Jahres allerdings konnte ich wieder mehr und mehr meine kreative Arbeit aufnehmen. Vieles hat sich seitdem verändert. Meine neuen Freunde hier im schönen Abu Dhabi sind regelrechte Fans meiner Bilder, geben mir Zuversicht und Unterstützung etwas mehr daraus zu machen. Und wirklich JEDER wies mich darauf hin, ohne Facebook und Twitter geht hier nichts. Da es ja um die Verbreitung meiner Bilder ging, gab ich schließlich zähneknirschend nach und startete letztes Jahr im Oktober meinen Ausflug in die scheinbar unendlichen Weiten der “Social Networks”.

Anfänglich war ich geradezu überwältigt durch die Reizüberflutung. Scheinbar Belangloses kann unheimliche Kreise ziehen, manchmal mehr als einem lieb ist, manch Wichtiges geht in der Flut einfach unter. Es dauerte ein Weilchen, bis ich für mich die Balance herausgefunden hatte. Ich bin jetzt auf Facebook, Twitter und Artradio.tv zu finden, was auch mehr als genug ist. Muss man sich um zu viele dieser Seiten kümmern, bleibt kaum noch Zeit für die eigentliche kreative Arbeit. Ein Gleichgewicht muss also her.

Meine Eindrücke von dem ganzen “Social Network” Thema habe ich im Laufe der letzten Woche in einem Bild verarbeitet:

Social Networks

Social Networks

Wie steht Ihr zu diesem Thema? Was stellt es mit Euch an, in diesen Netzwerken zu sein? Ist es die vereinfachte Kommunikationsmöglichkeit, obgleich beinahe jeder auf die Inhalte Zugriff haben kann? Sind es endlose Stunden Onlinespiele auf den Portalen? Informationsbeschaffung und -verbreitung? Was ist es für Euch, was diese Netzwerke ausmachen? Ich bin gespannt auf Eure Antworten!

Auf jeden Fall durfte ich seit gestern einen sehr positiven Aspekt der Facebook-Weiten erleben. Es gibt da ein Künstlerportal (Arts, Artists, Artwork), an die jeder Künstler bis zu zwei Bilder seiner Arbeiten am Tag senden kann. Mit gaaaanz dolle viel Glück ist man unter den Ausgewählten, deren Werke von der Portalseite an eine rund 744 Tausend Empfänger starke Gemeinde gepostet werden. Ein Freund war der Meinung, ich solle unbedingt mal mein Glück dort versuchen. Auch wenn viele ewig Bilder schicken und nie das Glück haben, etwas dort veröffentlich zu bekommen. Warum nicht? Schaden kanns nicht. Wer weiß, vielleicht wird mal jemand auf irgendetwas aufmerksam von mir. Ich schickte also Anfang des Monats mein Dezemberprojekt, das “Inspire Each Other” Mosaik-Gemälde an die Seite. Und fand selbiges gestern plötzlich von dem Portal veröffentlicht. Innerhalb eines Tages klickten 578 Leute den “Gefällt mir” Knopf unter dem Posting, 39 Leute teilten bis jetzt das Bild von dort aus gleich in ihrer eigenen Chronik weiter. So funktioniert also die Verbreitung 🙂

In Anbetracht der Tatsache, dass es von den vielen tausend Bewerbern nur sehr wenige schaffen, den Seitenbetreibern in einem Maße zu gefallen, dass sie veröffentlicht werden, war es für mich schon eine sehr große Sache. Vor allem da es mein erstes Bild an diese Gruppe war. Das ist mal eine wirklich schöne Rückmeldung!

Der Nebeneffekt ist jetzt, dass ich seit gestern jedesmal einen Haufen neuer Meldungen durchzugehen habe, sobald ich Facebook öffne. Es kostet eine Menge mehr Zeit. Da ich nur ungerne halbe Sache mache, werde ich in nächster Zukunft keinen weiteren Portalen mehr beitreten. Sonst bleibt nichts mehr für neue Bilder und andere verrückte Ideen übrig 😉 Außerdem hat mich jetzt auch ein Freund belehrt, wie man Twitter richtig benutzt, um über diesen Weg meine Bilder bekannter zu machen. Jajaja, einige unter Euch werden jetzt wahrscheinlich in schallendes Gelächter ausbrechen, was soll’s… Ich werde mich jetzt erst mal um den entsprechenden Account kümmern…

In diesem Sinne ein schönes Wochenede Euch allen aus den unendlichen Weiten des sozialen Fangnetzes 😉

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Beschlagene Autoscheiben – Da gibts ne Lüftungseinstellung dagegen? Im Auto?! Im Bedienfeld?!?

Winter in den Emirates. Die Saudis haben uns die Reste ihrer Unwetterfront vorbei geschoben. Unbeständiges Wetter, kalter Wind und Regen sind die Auswirkungen. Die Temperaturen erreichen nur noch rund 20-23 Grad am Tag, zusammen mit kalten Wind ein echtes Mistwetter. Ein Wetter, bei dem die Autoscheiben beschlagen…

Regenwetter kommt hier zwar gelegentlich vor, doch eher selten und meist nicht so lange. Augenscheinlich nicht oft und lange genug, dass die Leute lernen, wie man beschlagene Autoscheiben verhindert. Übliche Vorgehensweise ist Fenster runter und Heizung an. Macht sich aber schlecht, solange es noch regnet. Also fahren die Leute mit beschlagenen Scheiben, was neben dem Umstand, dass die meisten schlicht nicht fahren können, für eine stark erhöhte Unfallquote sorgt. Warum sollte man auch vom Gas gehen, wenn man nichts sieht?

So auch letztens im Taxi. Die Frontscheibe war so beschlagen, dass man wirklich gar nichts mehr gesehen hat. Der Fahrer wischte immer wieder mit Taschentüchern drüber – natürlich erfolglos. Der Regen ließ nach und prompt öffnete der Taxifahrer sämtliche Scheiben und drehte die Heizung voll auf, was aber im Fahrtwind bei ca. 80 Km/h herzlich wenig bringt. Der dadurch verursachte Geräuschpegel hinderte ihn außerdem daran, die Anweisung meines Mannes zu verstehen, der vom Rücksitz aus versuchte ihm zu erklären, doch bitte die Scheibenbelüftung anzumachen und die Fenster wieder zu. Erst als der durch Straßenlärm und Fahrtwind bedingte Geräuschpegel durch die nächste rote Ampel auf ein erträgliches Maß reduziert wurde, war eine Kommunikation mit dem Fahrer und seinem gebrochenen Englisch wieder möglich. Er hatte trotzdem keine Ahnung, was Gunnar mit der Scheibenbelüftung meint. Gunnar zeigte ihm das entsprechende Bildchen am Einstellrädchen auf der Konsole. Der Fahrer erklärte uns, er habe keine Ahnung, wofür das sei. Wir brachten ihn dazu, es auszuprobieren und die Fenster wieder zu schließen. Beinahe sofort begann die Scheibe wieder aufzuklaren, wir konnten die Straße wieder sehen, unser eigenes Wort wieder verstehen (Fenster waren ja jetzt zu) und der kalte Fahrtwind störte auch nicht mehr. Und wir hatten einen sehr glücklichen Taxifahrer. Er war schlichtweg begeistert! Freie Sicht bei diesem Wetter ganz ohne offene Fenster! Er bedankte sich erfreut und gab an, jetzt einen entscheidenden Vorteil den anderen gegenüber zu haben. So leicht kann man einen Fahrer hier glücklich machen…

Ich habe mich daraufhin mal ein bischen umgehört. Sämtliche Araber und Asiaten scheinen diesen einfach Trick nicht zu kennen. Es ist schon erstaunlich, wenn sie das Fahren selber halbwegs beherrschen, aber sich auch noch mit sämtlichen Funktionen der Einstellungen vertraut zu machen, daran denkt wirklich keiner. Dafür reicht wohl auch die Konzentration nicht aus, wenn nebenbei noch telefoniert und SMS geschrieben wird. Zumindest gibt es jetzt einen Taxifahrer mehr im täglichen Stadtverkehr, der auch bei Regen eine klare Sicht hat. Wenn er nett ist, gibt er den Tip an andere weiter. Wäre wünschenswert, ist aber nicht davon auszugehen 😉

Die Kurze Strecke kalter Fahrtwind hat natürlich mal wieder gereicht, um mir eine Erkältung einzufangen. Ist eben Winter, auch hier 😉 Dafür weiß man einen Sonnenstrahl gleich wieder viel mehr zu schätzen, sollte sich zufällig mal einer zwischendrinnen durchbohren. Wir machen es uns also drinnen kuschelig, heißer Tee und Schokolade sind genau das richtige für diese Tage.

Biergarten fällt natürlich auch aus bei dem Wetter. Dafür sind letztens drei unserer Freunde nachmittags eingekehrt und wir haben eine Spontanparty  veranstaltet. Eigentlich war Grillen im Park geplant, so hatten wir eine feuchtfröhliche Dinnerparty im Hotelappartment. War auch schön 😀

Ich lenke mich derzeit von dem Mistwetter ab, indem ich herausfinde, dass ein Bleistift, ein Ballpen und ein gerade mal 30x30cm kleines Zeichenblatt ausreichen, um sich gleich für mehrere Tage voll ausgelastet beschäftigen zu können. Das fertige Werk wird dann selbstverständlich hier veröffentlicht 😉

Bis die Tage, laßt es Euch gut gehen!

avatarK

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