Zeitvertreib im Nirgendwo

Was tut man so mitten im Nichts, könnte man sich fragen. Wie immer gilt: Spaß ist, was man selbst draus macht 😉 Unser üblicher Tag hier beginnt kurz nach Sonnenaufgang mit Kaffee auf der zimmereigenen Terrasse. Ein Sittichschwarm sorgt für die “musikalische” Untermalung, zumindest veranstalten die Viecher ein riesiges Spektakel am Morgen. Mein Mann verschwindet dann auf seine Baustelle, ich habe Zeit fürs Schreiben und Malen. Gegen Mittag zieht es mich dann für eine Weile an den Strand. Das Poolwasser ist ohnehin zu kalt temperiert, und was will man da, wenn zehn Meter weiter der Strand ist. Sich im salzigen Golfwasser treiben lassen ist Entspannung pur! Der anschließende Strandspaziergang ist ein absolutes Muss.

erste Strandausbeute

erste Strandausbeute

Durch das vorgelagerte Riff wird jede Menge interessantes Strandgut angespühlt. Muscheln, Schneckenhäuser, Korallenteile, es gibt jede Menge zu bestaunen. Nach meiner ersten Ausbeute habe ich vorsichtshalber keine Tüte mehr mitgenommen, sonst hätten wir morgen vermutlich einen Koffer mehr auf dem Weg zurück in die Stadt 😉 Auf jeden Fall haben wir jetzt schon einen ordentlichen Teil Dekorationsmaterial für unsere neue Wohnung.

Hier im Hotel ist eher wenig los. Die meisten Bewohner sind zum Arbeiten hier wie mein Mann, dann hat man vielleicht eine Hand voll Urlauber. Die halten sich allerdings in Grenzen, es gibt wesentlich bessere Orte in den Emiraten, wo man Urlaub machen kann. Letztes Wochenende war das Hotel allerdings etwas voller. Eine Hand voll arabischer Familien hatte sich einquartiert, vornehmlich um die Kinder vom Personal hier im Pool bespaßen zu lassen und den Spielplatz zu belagern, der sich unglücklicher Weise genau vor unserer Räumlichkeit befindet… Eine “Hand voll” klingt ja erst mal nicht so schlimm. Es waren eine Hand voll Männer, mindestens drei Hand voll Frauen incl. Kindermädchen und eine unfaßbar große Schar an Kindern. Laute aufgeweckte Kinder, die vor allem am Abend noch ein unheimliches Durchhaltevermögen zeigten. Am Pool und auf dem Spielplatz war Party bis nach elf Uhr abends, die Eltern haben das Außengelände noch bis nach Mitternacht unterhalten. Und dabei unsere süße Psycho-Kitty total verschreckt…

Genau. UNSERE Psycho-Kitty. Ähnlich wie in den Städten gibt es hier eine Menge streunende Katzen. Nur im Gegensatz zu den absolut reudigen Zombikatzen aus Abu Dhabi sind diese hier regelrecht hübsche Tiere. Zwar sehr dünn, aber an sonsten wirken sie recht gesund. Abends, wenn Ruhe auf dem Außengelände einkehrt und der ein oder andere auf den zimmereigenen Terrasse zu speisen gedenkt (wie wir es jeden Abend tun), kommen sie an und versuchen ihr Glück, etwas abzustauben. Da wir schon zu Beginn mit einer Vorratsladung Thunfischbüchsen angereist sind, war es auch kein Problem, etwas spendabel zu sein. Irgendwie hat es die wahrscheinlich gestörteste Katze auf dem ganzen Gelände geschafft, sich uns auszusuchen. Man darf ihr nicht näher als bis auf einen Meter kommen, dann faucht fürchterlich, sitzt aber jeden Abend pünktich zum Abendessen auf unserer Terrasse. An den ersten Abenden hat sie so lange kläglich gemaunzt (sie hat einer überraschend tiefe Stimme, fast wie eine verrauchte Whiskystimme – sehr sympathisch), bis sie etwas bekommen hat. Jetzt wartet sie einfach abends auf uns, da sie weiß, sie bekommt ihre Portion auf jeden Fall. Mein Mann, der Liebling aller weiblichen Stubentieger, versucht allabendlich, ihr etwas näher zu kommen. Sie faucht zwar nicht mehr, wenn er für ihren Geschmack zu nah aufrückt, sorgt aber nach wie vor für mehr Abstand. Dass sie uns trotzdem irgendwie vetraut, zeigt der Umstand, dass sie letztens eine ihrer Töchter mit zum Essen gebracht hat. Und welche Besitzansprüche sie erhebt, hat sie deutlich gemacht, als sie nur mit Mühe zugelassen hat, dass ein anderes Katzenjunges ebenfalls bei uns etwas bekam, nachdem unsere Psycho-Kitty satt war.

Als die Araberfamilien da waren, hat sich unsere Kitty nicht blicken lassen. Keine der Katzen tat das, es war wohl zu laut. Den Abend darauf warteten wir ebenfalls erst vergeblich auf sie, was einer schwangeren Katzenmutti ihre Portion einbrachte. Wir haben uns schon ernsthaft Sorgen gemacht, dass unserer Abendgesellschafterin etwas zugestoßen sein könnte, da kam sie dann doch noch nach Mitternacht an. Und war völlig durch den Wind. Ängstlich bei jedem kleinsten Gräusch schlang sie ihren Fisch runter und verschwand darauf gleich wieder, ohne wie sonst noch etwas Zeit bei uns zu verbringen. Schätzungsweise ist sie ordentlich geärgert worden von den Arabkindern…

Unser Zimmernachbar – ein Engländer, der beruflich für lange Zeit hier ist – hat bereits angekündigt, unsere Psycho Mietze zu übernehmen, wenn wir morgen wieder in die Zivilisation zurück kehren. Auch wenn sie sich nicht streicheln läßt. Auf jeden Fall ist sie ein sehr treuer abendlicher Gast, der für eine Menge Kurzweil sorgen kann 🙂 Ich glaube, sie ist so ziemlich das Einzige hier, was wir an Mirfa vermissen werden!

Es wird wirklich Zeit, wieder in die Stadt zurück zu kehren, wenn wir uns schon um Streunerkatzen Sorgen machen…

avatarK

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